Der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 läuft auf Hochtouren. Die CDU zieht mit Friedrich Merz als Kanzlerkandidaten in den Wahlkampf und setzt dabei auf ihr bewährtes Profil: wirtschaftliche Kompetenz, innere Sicherheit – und das christliche Menschenbild als Grundlage ihrer Politik.
Doch wie konkret gestaltet sich die Religionspolitik der Partei? Im Gespräch mit DOMRADIO.DE erklärte der religionspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Rachel: "Das C in unserem Namen ist kein Symbol, sondern eine Verpflichtung. Unsere Politik basiert auf dem christlichen Menschenbild – das bedeutet für uns Verantwortung, Solidarität und Respekt für die Würde jedes Einzelnen."
Christliche Werte als Basis staatlicher Politik
Die CDU betont in ihrem Wahlprogramm, dass Deutschland kulturell und historisch tief vom Christentum geprägt sei. "Unser Land lebt von seinen christlichen Wurzeln. Wir wollen, dass dies auch in Zukunft sichtbar bleibt", sagte Rachel gegenüber DOMRADIO.DE. Die Union sieht die Kirchen als zentrale Akteure im sozialen Gefüge und spricht sich für eine enge Kooperation zwischen Staat und Religionsgemeinschaften aus.
Besonders hebt die CDU den Religionsunterricht als "unverzichtbaren Bestandteil" des Bildungssystems hervor. Rachel erklärte: "Die Vermittlung von Werten gehört zur Erziehung. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche Zugang zu ihrem Glauben haben und nicht in eine rein säkulare Schulwelt gedrängt werden." Anders als die Linke oder die Grünen fordert die CDU daher eine Stärkung des konfessionellen Religionsunterrichts an Schulen und lehnt eine Zusammenlegung mit dem Ethikunterricht ab.
Staatsleistungen und Kirchenfinanzierung
Die Debatte um die Ablösung der historischen Staatsleistungen an die Kirchen ist seit Jahren ein Streitthema. Die CDU setzt hier auf einen vorsichtigen Ansatz. "Das ist eine komplexe Materie, die sich nicht von heute auf morgen lösen lässt", so Rachel gegenüber DOMRADIO.DE. Die Union bekennt sich dazu, eine Lösung zu finden, betont aber, dass die Gespräche mit den Kirchen "mit der nötigen Sorgfalt und Augenmaß" geführt werden müssten.
Die Kirchensteuer betrachtet die CDU als bewährtes Modell. "Die Kirchensteuer ermöglicht es den Kirchen, ihre gesellschaftlichen Aufgaben wahrzunehmen, ohne von staatlicher Förderung abhängig zu sein. Das ist ein System, das sich bewährt hat, und daran halten wir fest", betonte Rachel im Gespräch mit DOMRADIO.DE.
Islam und politische Islam-Debatte
Ein zentrales Thema in der Religionspolitik der CDU ist der Umgang mit dem Islam und islamischen Organisationen in Deutschland. Die Partei fordert eine konsequente Bekämpfung von Islamismus und eine stärkere Kontrolle von Moscheegemeinden, in denen "Hass und Antisemitismus gepredigt wird". Rachel erklärte: "Religionsfreiheit ist ein hohes Gut. Aber sie darf nicht missbraucht werden, um Extremismus zu verbreiten. Wer unsere freiheitliche Gesellschaft ablehnt, kann sich nicht auf Toleranz berufen."
Besonders setzt sich die CDU für eine Imam-Ausbildung in Deutschland ein, um ausländischen Einfluss zu reduzieren. "Wir wollen, dass in Deutschland tätige Imame unsere Sprache sprechen und die Werte unseres Grundgesetzes vertreten. Das stärkt das Vertrauen und fördert Integration", sagte Rachel gegenüber DOMRADIO.DE.
Lebensschutz und Familienpolitik
In gesellschaftspolitischen Fragen bleibt die CDU bei den bisherigen Regelungen. Beim Thema Schwangerschaftsabbruch hält die Partei am Kompromiss des § 218 StGB fest. Rachel erklärte dazu: "Der Schutz des ungeborenen Lebens ist ein zentrales Gut unserer Verfassung. Gleichzeitig müssen Frauen in schwierigen Lebenslagen unterstützt und ihnen Hilfe angeboten werden." Forderungen nach einer vollständigen Entkriminalisierung der Abtreibung, wie sie von der Linken und den Grünen erhoben werden, lehnt die CDU ab.
Auch beim Thema Familie betont die CDU klassische Strukturen. "Wir stehen für den besonderen Schutz von Ehe und Familie. Die Familie ist das Fundament unserer Gesellschaft", so Rachel im Gespräch mit DOMRADIO.DE. Während die CDU sich inzwischen zur "Ehe für alle" bekennt, setzt sie weiterhin auf traditionelle Familienmodelle als Leitbild staatlicher Familienpolitik.
Antisemitismusbekämpfung und jüdisches Leben
Ein weiteres zentrales Thema für die CDU ist der Schutz jüdischen Lebens in Deutschland. Rachel stellte klar: "Der Schutz jüdischen Lebens ist für uns in der Union von höchster Priorität. Es ist absolut inakzeptabel, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland Angst haben müssen." Die Union fordert härtere Strafen für antisemitische Straftaten und möchte die Prävention in Schulen und Bildungseinrichtungen verstärken. "Jüdisches Leben gehört zu Deutschland – und das muss auch in Zukunft so bleiben", so Rachel gegenüber DOMRADIO.DE.
Deutlich zurückhaltender zeigt sich die CDU bei der Frage muslimischer Feiertage. Während die Linke und die Grünen eine gesetzliche Anerkennung von Jom Kippur und dem islamischen Zuckerfest fordern, lehnt die CDU dies ab. "Unser Fokus liegt auf dem Schutz bestehender Traditionen. Neue gesetzliche Feiertage stehen für uns nicht auf der Agenda", erklärte Rachel.
Abgrenzung zur AfD und politische Verantwortung
Die CDU positioniert sich klar gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD. Rachel betonte: "Die AfD steht für eine menschenverachtende und ausgrenzende Ideologie, die mit unseren christlichen und demokratischen Grundwerten absolut unvereinbar ist." Besonders hebt er die Rolle der Kirchen hervor, die ein deutliches Zeichen gegen rechtsextreme Strömungen setzen. "Die Kirchen setzen ein Zeichen für ein Gesellschaftsbild, das von Respekt und Menschenwürde geprägt ist", so Rachel im Gespräch mit DOMRADIO.DE.
Politische Schwerpunkte in der kommenden Legislaturperiode
Mit Blick auf die kommende Legislaturperiode unterstreicht die CDU ihre zentralen Anliegen in der Religionspolitik. Die Partei betont ihre Verbundenheit mit den christlichen Wurzeln Deutschlands und spricht sich für eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Religionsgemeinschaften aus. Gleichzeitig stellt sie die Bekämpfung von Antisemitismus und religiösem Extremismus als wichtige Aufgabe in den Mittelpunkt.
In gesellschaftspolitischen Fragen hält die CDU an bestehenden Regelungen fest, etwa beim Thema Schwangerschaftsabbruch oder der Finanzierung der Kirchen. Ihr Ansatz in der Islam-Debatte bleibt eine Balance zwischen Religionsfreiheit und Sicherheitsinteressen.
Wie sich die CDU nach der Wahl positioniert und welche Maßnahmen konkret umgesetzt werden, hängt nicht zuletzt vom Wahlergebnis ab.
Title: Wieviel „C“ ist noch in der Union? / Die CDU im Religionscheck vor der Bundestagswahl
URL: https://www.domradio.de/artikel/die-cdu-im-religionscheck-vor-der-bundestagswahl
Source: DOMRADIO.DE – Der gute Draht nach oben
Source URL: https://www.domradio.de/
Date: February 20, 2025 at 04:26PM
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