Am 23. Februar 2025 gibt es in Deutschland vorgezogene Wahlen, doch das heißt nicht, dass man auf den bekannten Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung verzichten muss. Dieser geht nämlich schon am 6. Februar 2025 online.
Die Details gibt es wie immer auf der offiziellen Webseite des Wahl-O-Mat und die passenden Apps für Android und iOS dürften ebenfalls kurz vorher aktualisiert und mit den Details für die Bundestagswahl 2025 versorgt werden. Der Wahl-O-Mat wird seit 2002 in Deutschland angeboten und begleitet große und kleine Wahlen.
Wir werden euch dann natürlich am 6. Februar informieren, wenn der Wahl-O-Mat wirklich online ist. So lange muss man jedoch nicht warten, es gibt natürlich auch viele andere Wege, wie man sich informieren kann und diese sollte man zusätzlich nutzen. Der Wahl-O-Mat ist nur eines von vielen Instrumenten bei der Recherche.
Zukunft von WhatsApp: Gespräche mit KI-Freunden
Meta wird uns vermutlich bald einen neuen Aufbau bei WhatsApp liefern, in der Leiste unten geht es dann mit den normalen Chats los, dann kommt Aktuelles und dann gibt es […]13. Januar 2025 JETZT LESEN →
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Bis knapp zwei Wochen vor Einsendeschluss gingen mehr als 2800 Vorschläge ein, erneut deutlich mehr als im Vorjahr. Für die Kür zum »Unwort« gelten bestimmte Kriterien: Infrage kommen Formulierungen, die aus Sicht der Jury gegen Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren, die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Wie häufig ein Begriff vorgeschlagen wurde, spielt bei der Entscheidung keine Rolle.
Lebensratgeber galten lange als schmuddelig. Lektüre für gelangweilte Hausfrauen und Menschen ohne Freunde. Das Private ist politisch – einst ein Slogan der Protestkultur – ist heute Mainstream. Das Gespräch über Alltagssorgen gehört zum guten Ton gesellschaftlicher Gespräche, ist Dauervermarktungsthema von Influencern und Magazinen.
„Das Leben ist ein Dauer-Struggle. Wir werden krank, verlassen, gekündigt, gemobbt …“ sagt nun auch der Deutschlandfunk und bewirbt damit sein neues Featureformat „und jetzt?!“ Es verspricht: „echte Konflikte, in real time“ zu lösen.
Das Konzept besteht darin, dass eine Protagonistin ihr Problem ausbreitet und das mit verschiedenen Leuten diskutiert. Aber nicht in einer geschlossenen Studiosituation, sondern als eine Art Livereportage. In der ersten Staffel geht es um beengte Wohnverhältnisse, Verlassenwerden und Erben.
So hören wir beispielsweise Joyce Ruth Orélie Thumb von Neuburg dabei zu, wie sie mit ihrem Vater zu dem Wald fährt, den sie zusammen mit einigen Immobilien und Ländern einst erben soll.
Heftig erzwungen
Sie will den Vater davon überzeugen, sein Erbe jetzt schon zu verteilen, allerdings nicht an seine Kinder, sondern an die Gesellschaft.
Manches Mittel, um den Live-Moment lebendiger zu gestalten – wie die ständigen Sprachnachrichten von Joyce an ihre Freundin – sind heftig erzwungen und überstrapaziert.
Von der Staffel hingegen übers Verlassenwerden mit der Schriftstellerin Anke Stelling und der Regisseurin Lola Randl ist kein Loskommen. Die Aufgewühltheit der verlassenen Schriftstellerin, ihre Empörung darüber, sich immer anhören zu müssen, dass sie endlich nach vorne blicken soll, ihre Versuche, mit der Dating-App zurechtzukommen und die überraschenden Wege, die die Regisseurin im Verlauf der Gespräche einschlägt – sie beginnt einen Flirt mit einem Bestatter – sind bei allem Schmerz großes Radio.
Berlin taz | Es klingt nach einem Märchen: Magnus Carlsen, der vielleicht beste Schachspieler aller Zeiten, mit Sicherheit aber der stärkste Spieler der Gegenwart, geht in der Schachbundesliga ans Brett, und dann auch noch für den Underdog FC St. Pauli. Am 11. Januar wird er debütieren. Ausgerechnet St. Pauli, der wie kaum ein anderer in Deutschland für ein basisnahes Vereinsleben steht, und zu dessen Identität neben einer klar menschenrechtsorientierten Agenda es auch gehört, den Auswüchsen des modernen neoliberalen Sports sehr kritisch gegenüberzustehen! Freilich umweht den Klub deswegen auch eine gewisser Ruf der Unkonventionalität und auch der Prinzipientreue.
Und wie könnte Magnus Carlsen denn nicht hierher passen – hat er sich nicht kurz nach Weihnachten mit dem Weltschachverband Fide angelegt, weil er gegen dessen vorgestrige Kleiderordnung verstieß und – Schockschwerenot – in Jeans spielte; ja hat er sich nicht sogar von der Schnellschachweltmeisterschaft zurückgezogen und der Fide anschließend öffentlich „Fuck you“ hinterhergerufen – nur um ebenjene Fide dann zum Einlenken zu zwingen, die ihn dann zur tags darauf stattfindende Blitzschach-Weltmeisterschaft zuließ, und zwar in Jeans, und hatte er dieses Turnier dann nicht sogar noch gewonnen? Zu welchem Klub könnte ein solch selbstbewusster, rebellischer Star besser passen als zu St. Pauli?
Aber so einfach ist es nicht. Was wie eine kleine amüsante Anekdote klingt, steht sinnbildlich dafür, wie sich im Schach die Machtverhältnisse verschieben. Das Zerwürfnis zwischen Fide und Magnus Carlsen entzündete sich nicht an einem Stück Beinkleid, sondern an der Frage, wie die Zukunft des Sports gestaltet werden soll.
Die Fide nimmt dabei den traditionalistischen Part ein. Einer der Ursprünge dieser Gegnerschaft ist der Modus, durch den der Weltmeister im klassischen Schach bestimmt wird. Es handelt sich um den mit weitem Abstand prestigeträchtigsten Titel des Sports, der aktuell in einem Best of 14-Match zwischen Titelträger und Herausforderer ausgespielt wird. Carlsen gab seinen Titel 2023 kampflos auf, weil er sich nicht mehr motiviert genug fühlte, die notwendige monatelange Vorbereitung auf solch ein Match durchzustehen und weil er klassisches Schach auf höchstem Niveau ohnehin nicht mehr als die Königsdisziplin ansah. Sein Versuch, die Fide davon zu überzeugen, auch andere Formate stärker in einen Weltmeisterschaftskampf zu integrieren, scheiterte: Für die Fide bleibt die lange Strecke Herzstück des Sports.
Fide und ihre Keml-Nähe
Nach dem im November 2024 ausgespielten Titel zwischen dem 32-jährigen Titelverteidiger Ding Liren und dem 18-jährigen Herausforderer Dommaraju Gukesh durfte sich die Fide in ihrer Herangehensweise bestätigt fühlen: Es war ein ungeheuer spannendes, unterhaltsames und fesselndes Duell, das auch davon lebte, wie offensichtlich der psychologische Druck beide Kontrahenten fast zermürbte. Ding Liren, der am Ende tragischerweise wegen eines Anfängerfehlers unterlag, sagte, jedes Spiel sei eine Tortur gewesen.
Tatsächlich sind im Spitzenschach fast alle Eröffnungen auserzählt
Auch wenn die Fide in diesem konkreten Fall tatsächlich das Erbe des Spiels bewahrte, kann sie keinesfalls die Heldin in der Auseinandersetzung mit Carlsen sein. Zu offensichtlich ist vor allem die notorische Nähe zum Kreml, der Vorsitzende Arkadi Dworkowitsch war zunächst Wirtschaftsberater der russischen Regierung, ab 2012 sechs Jahre lang stellvertretender Ministerpräsident.
Seine Wahl an die Spitze der Fide wurde mutmaßlich aus Regierungskreisen konzertiert. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wurde auch der russische Schachverband zu Propagandazwecken eingebunden, insbesondere auch einer der populärsten russischen Spieler, Sergei Karjakin. Der Ethikrat der Fide rügte den eigenen Präsidenten, weil dieser seiner Vorbildfunktion nicht gerecht worden sei und damit den Ruf des Verbandes gefährdet habe.
Zurück zum Sport: Magnus Carlsen hat seinerseits auch schachliche Argumente, die langen Formate abzulehnen. Tatsächlich sind, was das Spitzenschach anbelangt, durch die rasante Entwicklung von Schachprogrammen so gut wie alle Eröffnungen auserzählt. Die Schachelite hat quasi alle Variationen ausrechnen lassen, was es tatsächlich schwierig macht, ein Spiel ins Rollen zu bekommen.
Langeweile der Profis
Es ist nachvollziehbar, dass einige Topspieler diese Art des Spiels eher öde finden – auch Alireza Firouzja zum Beispiel hat sich schon ähnlich geäußert. Für die allermeisten Zuschauer*innen allerdings verhält es sich anders: Sie haben nicht den kompletten Variantenbaum vor Augen, und so ergibt sich für sie die Gelegenheit, Stellungen kennenzulernen und sich in sie hineinzudenken, die jemanden wie Carlsen natürlich völlig offensichtlich erscheinen; ja ihn, wie er sagt, auch langweilen.
Eine der Lösungen, für die Carlsen sich stark macht, ist Chess 960, auch Fischer Random genannt. Bei dieser Variante wird, vereinfacht gesagt, die letzte Figurenreihe wild durcheinandergewürfelt; das bedeutet, dass auch weit überlegenes Eröffnungswissen kaum mehr nutzt. Es geht rein um die Spielstärke und die Idee dahinter ist, wie Carlsen sagt, dass die Zuschauer*innen es faszinierend fänden, „wenn Topspieler fast genauso blank sind wie sie zu Hause auch“.
Um dieses Format breit durchzusetzen, wurde ihm ein neuer catchy Name verpasst – freestyle chess – und mit Hilfe des Milliardärs Jan Erik Büttner eine Grand Slam Tour aufgesetzt, die am 7. Februar in Weissenhaus an der Ostsee startet. Um diese neue Art des Schachs zu popularisieren, hatte Carlsen auch direkt im Vorfeld des WM-Titelkampfes ein Freestyle-Match gegen den aktuell zweitbesten Spieler, Fabiano Caruna, ausgetragen.
Überhaupt hat Carlsen, der von sich sagt, schachlich sei er „halb im Ruhestand“, inzwischen sehr viele geschäftliche Interessen entwickelt. Rund um Jeansgate wurde bekannt, dass Schach Teil des Esports World Cup 2025 sein würde, ein Event, das ein saudischer Staatsfond finanziert. Weltbotschafter für Schach wird sein: Magnus Carlsen. Er wird also aktiver Part des Sportswahshing Saudi-Arabiens. Außerdem hat er in Zusammenarbeit mit zweien der bekanntesten Schach-Streamer, Hikaru Nakamura und Levy Rozman, die App TakeTakeTake entwickeln lassen, die wohl auch in der Liveberichterstattung mitmischen soll. Es passt ganz gut ins Bild, dass nach der Jeans-Kontroverse direkt eine Hosenmarke auf die Idee kam, Carlsen als Modell zu werben.
Möglichkeiten der Monetarisierung
Währenddessen setzt sich die Verschlechterung der Onlineangebote zum Schach nahtlos fort. Es ist eine direkte Folge des Booms, der während der Pandemie einsetzte und durch die große Popularität der Netflix-Serie „The Queens Gambit“ einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Seitdem wächst die Zahl der online aktiven Schachspieler*innen kontinuierlich, und damit auch die Möglichkeiten der Monetarisierung. Profitiert davon hat insbesondere die Seite chess.com unter CEO Danny Rensch. Sie ist auch Partner Saudi-Arabiens beim Esports World Cup. Der Verdacht liegt nahe, dass Carlsen, Rensch und ihre Businesspartner eine ernsthafte Konkurrenzinfrastruktur zur Fide aufbauen.
Das wären schlechte Nachrichten fürs Schach: Mit dem Geld, das Danny Rensch durch den Boom einsammeln konnte, hat er nach und nach versucht, alle Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Die letzte große Akquise von Danny Rensch war chessable, eine Onlinebibliothek, in der Spieler*innen ihre Studien zu bestimmten Eröffnungen als Kurse teilen konnten. Trotz gegenteiliger Beteuerungen sind seit Anfang des Jahres alle Kurse kostenpflichtig, auch jene, die Urheber*innen ursprünglich als frei eingestellt hatten. Eine Monopolisierung wird ihm aber vollständig nicht gelingen: Es gibt noch lichess.org, dem nach chess.com zweitbeliebtesten Schachserver: lichess läuft als freie Software und kann entsprechend nicht gekauft werden.
Seine Beinkleider waren nicht der einzige Skandal, den Magnus Carlsen während der Schnell- und Blitzschach-WM produzierte: Im Blitzfinale beschloss er zusammen mit seinem Kontrahenten Ian Nepomniachtchi, sich den Titel zu teilen. Diese Absprache immerhin wurde von einem Teil der Schachelite wie von der Fide scharf kritisiert: Niemand ist größer als das Spiel. Carlsen zeigte sich angesichts der Kritik unbeeindruckt und heiratete, allerdings nicht in Jeans.
Am Donnerstag, dem 9. Januar, um 19 Uhr findet auf Twitter ein Live-Talk zwischen dem Faschisten Elon Musk und der Rechtsextremistin Alice Weidel statt. Bereits seit längerem versucht der Oligarch Musk, auf den deutschen Wahlkampf Einfluss zu nehmen und die verfassungsfeindliche AfD zu stärken. In diesem Artikel wird näher beleuchtet, wer Alice Weidel ist, warum sie nicht einfach eine harmlose Plauder-Partnerin ist, welche extremen Ansichten sie vertritt und von wem sie sich gelegentlich bezahlen lässt. Das ist wichtig, da sie sich bei öffentlichen Auftritten gern selbst verharmlost.
Auch ihre politische Rhetorik wandelt immer wieder am Rande der Volksverhetzung. Sie wettert regelmäßig gegen Migranten, stachelt mit Vorurteilen über Muslime oder Geflüchtete an und verbreitet Desinformation zum Klimawandel und zur Pandemiepolitik. Zudem pflegt sie Kontakte und Überschneidungen mit dem ultrarechten Milieu, wie ihr Besuch beim inzwischen aufgelösten, gesichert rechtsextremen Institut für Staatspolitik und die Anstellung rechtsextremer Mitarbeiter zeigen. Kritiker warnen daher seit Langem, dass Weidel als Co-Fraktionsvorsitzende der AfD einen autoritären, ausgrenzenden Kurs salonfähig mache – während sie selbst gerne auf ihren vermeintlich bürgerlichen Anschein pocht.
Ist der Talk eine illegale Parteispende aus dem Ausland?
Bei dem Talk in einem sogenannten „X-Space“ könnte es sich womöglich sogar um eine illegale Parteispende handeln, vermutet auch Lobbycontrol. Denn der Talk wird “voraussichtlich deutlich breiter ausgespielt werden als Beiträge von regulären User:innen”, was man sich auf Twitter normalerweise teuer erkaufen muss. Was Musk hier betreibt, könnte durchaus politische Werbung sein und Wahlwerbung durch Dritte gilt als Parteispende. Parteispenden aus dem Nicht-EU-Ausland (hier: USA) sind sogar verboten, wenn sie mehr als 1.000 Euro betragen (Bundestag, S. 10).
Noch dazu gab es in der Vergangenheit Berichte, dass Elon Musk seine eigenen Tweets im Algorithmus künstlich mehr Menschen ausspielen lässt. Datenanalysen zeigen, dass Musk auf X eine geradezu unglaubliche Reichweite hat.
Wenn Gerichte dieser Argumentation folgen, könnte der Live-Talk zwischen den beiden Rechtsextremen juristische Konsequenzen haben. Noch ist unklar, wie die Bundestagsverwaltung die noch relativ neue Drittkampagnen-Regelung anwenden wird. Zumindest wäre es nicht die erste illegale Parteispende für die AfD.
Klar ist hingegen, wofür Weidel politisch steht. Sie versucht, die deutsche Geschichte rund um den 2. Weltkrieg umzudeuten, es ist ihr egal, dass die AfD rechtsextreme Mitarbeiter beschäftigt und ihren Rassismus versucht sie erst gar nicht zu verstecken. Sie ist eben nicht die gemäßigte Alternative der AfD, sie ist genauso extrem wie die restliche Partei. Wir schauen auf die Details.
Umdeutung der deutschen Geschichte
Beginnen wir damit, wie Alice Weidel es mit der deutschen Geschichte hält. Mit Blick auf die Shoah redet sie nämlich von einem “Schuldkult”, der in Deutschland herrsche.
Doch was hat es mit dem Begriff auf sich? “Schuldkult” wurde schon von der NPD und anderen verwendet, um Geschichtsrevisionismus zu betreiben, also eine Umdeutung der deutschen Geschichte rund um die Nazi-Zeit. Die Erinnerungskultur zu den Verbrechen des NS-Regimes soll so abgewertet, NS-Verbrechen verharmlost werden.
Darum ging es auch in einer mutmaßlichen E-Mail-Korrespondenz, die Weidel immer wieder um die Ohren fliegt. In einer Mail von 2013 soll sie – sich auf die deutsche Regierung beziehend – geschrieben haben:
„Der Grund, warum wir von kulturfremden Voelkern wie Arabern, Sinti und Roma etc. ueberschwemmt werden, ist die systematische Zerstoerung der buergerlichen Gesellschaft als moegliches Gegengewicht von Verfassungsfeinden, von denen wir regiert werden.“ [sic]
Und weiter:
“Diese Schweine sind nichts anderes als Marionetten der Siegermaechte des 2. WK und haben die Aufgabe, das dt Volk klein zu halten indem molekulare Buergerkriege in den Ballungszentren durch Ueberfremdung induziert werden sollen.” [sic]
Der Ton der Mail erinnert stark an Reichsbürger-Narrative. Bis heute weigert sich Weidel, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, dass die E-Mail nicht von ihr stammt.
Illegale Parteienfinanzierung
Wir wissen noch nicht, ob der Talk mit Antisemit Musk eine illegale Parteispende aus dem Ausland ist. Den Sachverhält klärt aktuell die Bundestagsverwaltung. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass Alice Weidel illegal Spenden aus dem Ausland erhält.
Das Verwaltungsgericht Berlin urteilte 2021, dass die AfD eine Sanktionszahlung in Höhe von 396.000 Euro zahlen muss, der dreifache Wert der Spende, die also (gestückelt) 132.000 Euro betrug. Es handelte sich um eine anonyme Spende von zwei Unternehmen aus der Schweiz an Weidels Kreisverband der AfD Bodenseekreis. Anonyme Spenden von mehr als 500 Euro sind jedoch nicht erlaubt. Dies bestätigte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg 2023. Die Strafe hatte zuerst die Bundestagsverwaltung verhängt.
Rechtsextreme (Ex-)Mitarbeiter
Nach dem von Correctiv aufgedeckten Geheimtreffen von Rechtsextremen in Potsdam trennte sich Weidel von ihrem damaligen Referenten, Roland Hartwig, der ebenfalls an dem Treffen teilgenommen hatte, offiziell “im beiderseitigen Einvernehmen”. Hartwig war nicht nur irgendein Referent – Medienberichten zufolge war er Weidels “rechte Hand”. Offenbar versuchte Weidel, mit seiner Entlassung die Wogen nach der Correctiv-Recherche zu glätten.
Bei anderen rechtsextremen Mitarbeitern der AfD ist Weidel deren Gesinnung wohl weniger wichtig. Ein BR-Bericht aus dem vergangenen Jahr deckte auf, dass “die AfD-Fraktion und ihre Abgeordneten mehr als 100 Mitarbeiter [beschäftigen], die in vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Organisationen aktiv sind. Unter ihnen befinden sich demnach Aktivisten aus dem Umfeld der „Identitären Bewegung“, ideologische Vordenker aus der „Neuen Rechten“ und mehrere Neonazis.”
Einerseits einen Mitarbeiter entlassen, vermutlich weil er sich mit Rechtsextremen vernetzt hat, andererseits Berichte zu rechtsextremen Mitarbeitern als “dummes Zeug” abzuspielen: Alice Weidel steckt manchmal voller Widersprüche. Dahinter steckt wohl der Versuch, den braunen Anstrich der Partei etwas zu überspielen oder womöglich auch die Angst vor einem Parteiverbot. Lange muss man aber nicht suchen, um zu verstehen, wie offen rassistisch sie ist.
Aus dem Büro von Alice Weidel wurden außerdem die Kontaktdaten des Rechtsextremisten Steve Bannon weiterverschickt, am Ende landeten diese bei dem Putschisten Prinz Reuß, dessen Terror-Gruppe plante, den Bundestag zu stürmen.
Weidels Sprecher Daniel Tapp war ein Kontakt von Michael S., der sich für die Preppergruppe “Zuflucht” auf einen Rassenkrieg vorbereitete. In geleakten Nachrichten von Michael S. an Tapp beschreibt Michael seine damalige Arbeit in der Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt als “hitleristisch”.
“In einem Gastbeitrag in der Jungen Freiheit bezeichnet sie den Islam als „archaische Kultur“, warnt vor „der Islamisierung unserer Gesellschaft“ und schreibt: „Das muslimische Gemeinwesen ist einzig und allein auf die Errichtung eines Gottesstaates ausgerichtet.“ Deshalb dürfe es für den Islam „keine prinzipielle Religionsfreiheit“ geben. In einem Interview fordert sie gar, das Kopftuch zu verbieten. Dass Religionsfreiheit ein grundgesetzlich verbrieftes Recht ist, hält sie nicht zurück.”
All das sagte sie schon lange, bevor sie zur AfD-Kanzlerkandidatin wurde. Sie hat sich in puncto Migration und Islam also nicht erst kürzlich radikalisiert. Sie war von Anfang an radikal. Niemand kann nach der Wahl sagen, dass man nicht wusste, wofür Weidel eigentlich steht.
Alice Weidel’S Russlandpolitik
Alice Weidel macht die Ukraine für den russischen Angriffskrieg gegen das Land verantwortlich. Schuld sei die mangelnde Neutralität des Landes. Fakt ist jedoch, dass sowohl Scholz als auch Baerbock Putin vor dem Angriffskrieg zugesichert haben, dass es auf absehbare Zeit keinen NATO-Beitritt der Ukraine geben wird. In einer Maischberger Sendung leugnete Weidel, dass Putin ein Diktator wäre und weckte Zweifel an Kriegsverbrechen wie den kurz zuvor entdeckten von Russland ermordeten Toten in den Massengräber in Isjum (Ukraine).
Auch wirklich wahr: In Russland wurden Polizisten mit einer Rede von Alice Weidel indoktriniert. Weidel hatte in ihrer Ansprache die deutsche Regierung scharf kritisiert und vor einer Eskalation der Beziehungen zu Russland gewarnt. Das wird nun genutzt als Bestätigung für die Notwendigkeit, auf einen möglichen Krieg mit westlichen Ländern vorbereitet zu sein.
Fazit
Die rechtsextreme AfD schickt ihre Bundessprecherin Alice Weidel gern vor, da sie auf den ersten Blick harmloser wirkt als beispielsweise der Faschist Björn Höcke oder auch Maximilian Krah, der die SS verharmloste. Man darf sich aber nicht davon täuschen lassen, dass Alice Weidel als ehemalige Goldman Sachs-Bankerin und Frau an der Parteispitze nicht dem klassischen Neonazi-Stereotypen entspricht.
Gerade weil sie weiterhin Spitzenämter in der Partei bekleidet, stellt Alice Weidel eine Gefahr für die Demokratie dar. Denn weil die Annahme der illegalen Spenden keine ernsthaften Konsequenzen für ihre politische Karriere hatten, können autoritäre Kräfte aus dem Ausland schlussfolgern, dass in Deutschland (laut aktuellen Umfragen) bis zu 20 % der Leute eine Partei wählen würden, deren Spitzenpersonal ihr Geld annehmen würde.
Versucht Elon Musk nun ebenfalls, auf Einkaufstour in der deutschen Politik zu gehen? Jedenfalls ist das Interview für ihn eine gute Chance, seinen Einfluss noch weiter zu erhöhen. Und Alice Weidel steht am Ende vielleicht trotz ihrer Relativierungen des deutschen Faschismus, der früheren Anstellung rechtsextremer Mitarbeiter und ihres offenen Rassismus gar nicht so schlecht da, neben dem Antisemiten und Rechtsextremisten Musk. Ein win-win für amerikanische sowie deutsche Extremisten. Nur die Demokratie wird weiter leiden – in beiden Ländern.
Mark Zuckerberg, der Chef von »Meta«, dem Unternehmen, das hinter facebook, Instagram und WhatsApp steht, hat am Dienstag (7. Januar 2025) weitreichende Änderungen der Moderationsrichtlinien und -praktiken des Unternehmens angekündigt (siehe hier sein Video bei facebook). Als Gründe nannte er ein sich »wandelndes politisches und gesellschaftliches Umfeld« sowie den Wunsch, die freie Meinungsäußerung zu fördern.
Was bedeutet das?
Meta beendet sein Programm zur Faktenüberprüfung mit vertrauenswürdigen Partnern. Stattdessen wird ein gemeinschaftsbasiertes System eingeführt, ähnlich den »Community Notes« bei X (also Twitter). Die »Community Notes« werden also von Nutzern erstellt. Ein Blick in den Maschinenraum dieser Notes zeigt, dass es dort zugeht, wie in jeder anderen Diskussion auf Social Media auch. Die hartnäckigsten Nutzer setzen sich durch. Eigentlich benötigt man »Community Notes« zu »Community Notes«.
Zuckerberg kündigte zudem an, die Moderationsrichtlinien für politische Themen zu überarbeiten. Frühere Änderungen, die den Anteil politischer Inhalte in den Nutzer-Feeds reduzierten, werden rückgängig gemacht.
Die Neuerungen betreffen Facebook und Instagram – zwei der größten Social-Media-Plattformen weltweit mit jeweils Milliarden von Nutzern – sowie den Kurznachrichtendienst Threads.
»Wir kehren zu unseren Wurzeln zurück und konzentrieren uns darauf, Fehler zu reduzieren, unsere Richtlinien zu vereinfachen und die freie Meinungsäußerung auf unseren Plattformen wiederherzustellen«, so »Zuck« in seinem Video.
Der Meta-Meister verwies auf die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl als wichtigen Einflussfaktor für die Entscheidung des Unternehmens. Dabei kritisierte er »Regierungen und traditionelle Medien« für ihren angeblichen Druck, »immer mehr zu zensieren«.
Dummerweise hat Zuckerberg nicht Unrecht. Mohsen Mosleh, Qi Yang, Tauhid Zaman, Gordon Pennycook und David G. Rand haben das für nature untersucht. Sie haben im Jahr 2020 politische Akteure auf Twitter unter die Lupe genommen und kamen zu dem Schluss, dass Trump-Supporter häufiger sanktioniert wurden durch die Plattform. Warum? Tatsächlich haben diese Accounts häufiger auf Quellen verwiesen, die auf keinen Fall als vertrauenswürdig betrachtet werden können. Weitere Untersuchungen der Autoren mit Daten aus 16 Ländern bestätigen das. Warum bevorzugen Nutzer obskure Quellen mit Falschinformationen? Warum nutzen sie keine anderen Quellen?
Natürlich wird diese Kursänderung von Meta erhebliche Auswirkungen auf die entsprechenden Sozialen Medien haben. Übrigens wird in der öffentlichen Diskussion darüber eines in der ganzen Hektik übersehen: Für Meta dient der Schritt vermutlich gar nicht der »Demokratisierung« oder »weniger Zensur«, sondern der Kosteneinsparung. Community-Manager kosten Geld und zuweilen dauert alles zu lange. Die Auslagerung dieser Arbeit an die Nutzer selbst dürfte eine enorme Kosteneinsparung mit sich bringen. Die Nutzer befüllen also die Netzwerke mit Content und sollen auch selber moderieren.
Das klingt nicht sehr verheißungsvoll, aber der Wegfall der Fakenews-Prüfung ist gar nicht der Kern des Problems. Es gibt 1½ Probleme die eigentlich schwerwiegender sind und der Faktencheck ist nur die Bekämpfung der entsprechenden Symptome.
Erinnern wir uns kurz, was Facebook und Instagram »groß« gemacht hat. Damals in den Zeiten des verheißungsvollen Beginns von Social Media: Die Möglichkeit, mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Sein Leben zu teilen, Fotos zu machen (ich im Urlaub, auf der Arbeit, mit der Familie etc.) und einfach sein Ego vergrößern zu können. Ganz nebenbei haben die Menschen begonnen, auch interessante Links zu teilen. Doch dann sind die Dienste zur ersten Anlaufstelle für den Nachrichtenkonsum geworden. Sehr viele Menschen informieren sich heute nur noch über die Sozialen Medien – die jüngeren mehr auf TikTok. Das ist der eigentliche Schmerzpunkt. Es klingt pathetisch, ist aber so: Das muss aufhören. Das ist das erste Problem.
Das andere Problem ist: Die Netzwerke pushen durch ihre Algorithmen den schlechten Content und präsentieren Nutzern, die eigentlich für die Kontakte in den Netzwerken sind, eben jenen Unsinn. Wenn das viele Menschen gut finden, dann muss ja auch etwas dran sein. Das ist bei X so und das ist bei Facebook und Instagram nicht mehr anders. Der »Feed« von Facebook ist heute nicht mehr eine Anzeige dessen, was Freunde chronologisch gepostet haben. Es wird alles Mögliche angezeigt. Besonders gerne bewährter Content mit vielen Reaktionen. Das beinhaltet auch negative. Fakenews-Prüfer haben also vor dem Haus mit dem Laubkehrer gefegt, während um die Ecke Leute mit dem Laubbläser stehen und mehr Laub heranschaffen.
Das Problem liegt also in den Plattformen – nicht bei den Faktenprüfern.
Was wäre also zu tun?
Hochwertige Informationen müssen zugänglich und leicht zu finden sein. Schön, dass die Tagesschau auf TikTok ist, aber sie ist dort den Regeln des Anbieters unterworfen. Das wird nicht funktionieren. Die Europäische Union wird auf eine Regulierung der Inhalte drängen, aber das ändert die innere Mechanik der Dienste nicht. Das wird uns langfristig nicht helfen.
Was können wir tun? Qualitätsmedien verwenden und darauf drängen, dass diese wieder ins Bewusstsein der Menschen rücken. In erster Linie muss jede Person bei sich beginnen und dann auf eine Änderung wirken. Ach ja: Social Media auf gar keinen Fall als erste oder gar einzige Informationsquelle nutzen.
Übrigens: Zum »jüdischen Umgang« mit Social Media kann gerne ein Blick in das Buch »Tzipporim – Judentum und Social Media« geworfen werden (siehe Artikel dazu hier).
Superreiche, die rechtsextremes Gedankengut verbreiten – wieder und wieder. Milliardäre wie Elon Musk und Peter Thiel halten mit ihren politischen Ansichten nicht hinterm Berg, im Gegenteil. Und doch kann ein erheblicher Teil etablierter Medien (im Übrigen nicht nur in Deutschland) nicht damit aufhören, die politische Ausrichtung dieser Männer als Mysterium zu umschreiben, auch wenn die Belege für ihre rechtsextreme Gedankenwelt eindeutig sind. Ein aktuelles Beispiel: Elon Musk hatte seinen Namen kurzzeitig auf Twitter in “Kekius Maximus” geändert. Gleichzeitig änderte er auch sein Profilbild kurzzeitig zu einem in eine römischer Militärrüstung gekleideten Frosch.
Als jemand, der weder ständig online ist, zum Thema Rechtsextremismus forscht oder sich als Politikjournalist mit dem Thema auseinandersetzt, dürfte man in der Tat ratlos auf dieses neue Profil blicken. Aufgabe von Journalist*innen ist es allerdings zu dechiffrieren, was der reichste Mann der Welt seinen Fans auf Twitter mit dieser neuen Selbst-Präsentation sagen wollte. Stattdessen fehlten anfänglich in der Berichterstattung die dezidiert rechtsextremen Referenzen, die Musk mit dieser Änderung bedient: In einem deutschsprachigen Medium war beispielsweise die Rede davon, dass Musk mit der Namens- und Bildänderung “so etwas wie Selbstironie” beweise, während die BBC schrieb, Musk habe “Spekulationen ausgelöst” – als sei nicht eindeutig, welche Botschaft Musk damit senden will.
Musk nutzt rechtsextreme Symbole
Beginnen wir bei “Kekius Maximus”: Der Name ist eine Kombination von “Maximus Decimus Meridius”, dem von Russell Crowe verkörperten Protagonisten aus dem Film “Gladiator” und des Internet Slang-Terminus’ “Kek”. Die Bezeichnung “Kek” hat in Kreisen der Alt-Right seit 2017 an Popularität gewonnen, nachdem der Youtuber Carl “Sargon of Akkad” Benjamin – ein britischer Rechtsextremist, der 2018 für die UKIP-Partei bei der Europawahl angetreten war und der Labour Abgeordneten Jess Philipps gesagt hatte, “ich würde dich nicht mal vergewaltigen” – den Begriff aufgegriffen hatte. Carl Benjamin aka “Akkad” ist ein notorischer Online-Troll, der während der sexistischen Hetzkampagne “Gamergate” zum Star rechtsextremer Online-Kreise wurde. Während sein Twitter-Account 2019 gesperrt worden war, hob Musk die Sperre 2022 nach seinem Kauf von Twitter wieder auf.
“Kek” – rechtsextreme Parodie-Religion
“Kek” wird von Rechten als Ausruf und Schlagwort gebraucht. Um den Begriff entspann sich in rechtsextremen Online-Kreisen schnell eine Art Parodie-Religion um den fiktiven Gott “Kek”, halb ironisch, halb ernst gemeint – und gleichzeitig ein Mittel, um alle, die links von Rechtsextremen stehen, zu trollen. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Gamer-Community von “World of Warcraft”, wo er synonym mit “LOL” verwendet wurde. Von dort fand er den Weg über 4chan in das Vokabular der “Alt-Right”. Zufälligerweise gibt es eine Gottheit des antiken Ägyptens namens „Kek“ – ein Gott des Chaos und der Finsternis. Der alt-ägyptische “Kek” war androgyn, konnte konnte also auch in männlicher oder weiblicher Gestalt auftreten. In seiner männlichen Form wurde “Kek” mit dem Kopf eines Froschs dargestellt. Begeistert über diesen Zufall, eignete sich die “Alt-Right” diese Darstellung an, und setzte als Kopf den Comicfrosch “Pepe the Frog”, der längst zum quasi-offiziellen Maskottchen Rechtsextremer geworden war.
All das zur Erfindung des bizarren, pseudo-religiösen “Kult von Kek” durch die Alt-Right. “Kek” ist in ihrem Verständnis der Gott von Dunkelheit und Chaos, dem Rechtsextreme ihren Erfolg verdanken würden, und der seine “Magie” durch Memes erwirken soll.
Die Online-Kultur der “Alt-Right”: Zwischen Ironie, Trolling und Hass
In vielerlei Hinsicht ist “Kek” das Paradebeispiel schlechthin für die Online-Kultur der Alt-Right, weil er auf für Außenstehende unverständlich und bizarr wirkt, und in dem von jungen Rechtsextremen gern genutzten, schwammigen Bereich zwischen Ironie und bitterem, brutalem Ernst angesiedelt ist. Das Southern Poverty Law Center fasste diese Vielschichtigkeit 2017 so zusammen:
“Kek ist gleichzeitig absurd pubertär, grenzüberschreitend und rassistisch, und spiegelt eine tiefere, pseudointellektuelle Absicht wider, die junge Ideologen anspricht, die sich für tiefgründige Denker halten. Kek kann sowohl ein großer Scherz sein, um Liberale auf die Schippe zu nehmen, als auch ein Spiegelbild des Selbstverständnisses der Alt-Right als ernsthafte Akteure des Chaos in der modernen Gesellschaft.”
Die Flagge von “Kekistan” – offene Nazi-Referenz
Die Pseudo-Religion “Kek”, sämtlicher von ihr abgeleiteter Merchandise und Folklore, wie beispielsweise eine “Kekistan”-Flagge, die der Reichskriegsflagge der Nazis ähnelt – das “Kek- Logo ersetzt lediglich das Hakenkreuz, und die Hintergrundfarbe ist froschgrün statt rot. Die Verwendung des Wortes dient gleichzeitig als Erkennungszeichen, Insider-Witz und gefährliches Selbstverständnis.
Der Frosch aus Musks Profilbild ist eben jener Pepe, ein Comicfrosch, der von der “Alt-Right” im Wahlkampf 2016 zum rassistischen Hass-Symbol gemacht wurde. Es ist kein Zufall, dass sowohl die “Kek”-Referenz, als auch Pepe-Erkennungsmerkmale aus der Hochzeit der “Alt-Right” stammen. Musks Profil-Änderung ist ein nostalgisches Tribut an die Alt-Right-Internet- und Meme-Kultur des Zeitraums um 2017 herum, als die Bewegung sich nicht nur um Trump herum konsolidierte, sondern sich nach dessen Wahlsieg auch mitten im Siegestaumel befand.
“Alt-Right”, Crypto-Bros und Marktmanipulation
Außerdem ist “Kekius” der Name einer Meme-basierten Crypto-Währung – deren Wert seit Musks Twitter-Profilnamenswechsels zu „Kekius Maximus“ durch die Decke gegangen ist. Bisher ist nicht bekannt, ob Musk selbst Investor der Memecoin ist – es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass er durch die Nutzung seiner Reichweite den Wert von Cryptowährungen beeinflusst hat. Da das Venn-Diagramm von Crypto-Bros, extrem online White Nationalists und anderen Rechtsextremen einige Überlappung aufzeigt, passt auch dieser Aspekt zum Gesamtbild.
Friedensangebot Musks an verärgerte Rechtsextreme
So viel zum inhaltlichen Hintergrund von Musks neuem Profilbild und Twitter-Usernamen – aber auch der Zeitpunkt des Umbenennen seines Profils war relevant. Denn der ist alles andere als zufällig: Musk befindet sich seit etwa zwei Wochen im Clinch mit dem harten rechtsextremen Kern der MAGA-Bewegung. Da hatte er sich nämlich dafür ausgesprochen, hochqualifizierte Fachkräfte per Visum in die USA zu holen, um Silicon Valley global wettbewerbsfähig zu halten, so Musk – was die MAGA-Basis verärgert hatte, die diese Position als Bruch mit Trumps rassistischer, migrationsfeindlicher Politik interpretierte.
Musk und pseudowissenschaftliche “race science”
Man sollte Musks Position jedoch nicht als generell pro-Migration oder gar anti-rassistisch verstehen – das Gegenteil ist der Fall. Musk vertritt, wie einige andere Rechtslibertäre und Rechtsextreme des Silicon Valleys, nur eine andere Spielart des Rassismus der MAGA Basis. Musks Form ist nicht weniger rassistisch, sie kleidet sich nur in pseudowissenschaftliche “race science” und biologistischen Unsinn über den “IQ” verschiedener “races”, illustriert von manipulierten Diagrammen. Musks Position basiert also nicht einmal allein auf “Pragmatismus”, wie man in den letzten Tagen so häufig lesen konnte, sondern steht nicht im Widerspruch zu den rassistischen Vorstellungen, die er in der Vergangenheit geäußert hat.
Musk eskalierte den Konflikt mit rechtsextremen Influencer*innen der MAGA-Szene zunächst weiter. Doch nachdem Donald Trump sich in der Visa-Frage auf die Seite seines milliardenschweren Gönners gestellt hatte, scheint Musk jetzt mit der kurzzeitigen Namensänderung zu „Kekius Maximus“ bemüht, die Wogen zu glätten – jetzt, wo klar ist, dass er das ideologische Ruder von Trumps Präsidentschaft weiterhin in der Hand hat.
Musk an White Nationalists: ich bin einer von euch
So muss man Musks auf Außenstehende willkürlich und bizarr wirkende Profil-Änderung zu „Kekius Maximus“ verstehen: Als deutliches Signal an die White Nationalists der MAGA-Basis, die er vor kurzem noch vor den Kopf gestoßen und beleidigt hatte. Die Botschaft ist klar – ich bin einer von euch. Der Historiker und Rechtsextremismus-Forscher Seth Cotlar erklärt auf Bluesky:
“Viele der Erfinder dieser Symbole (die sowohl ein Erkennungszeichen für faschistische Politik als auch „nur ein lustiges Meme“ sein sollten, um die Libs zu triggern) geben jetzt in der MAGA-Welt den Ton an.”
Eines von vielen Beispielen für diese Entwicklung ist Jack Posobiec. “Posobiec war 2016 ein rechter D-Listen-Influencer mit vielleicht 40.000 Followern auf Twitter. Heute hat er etwa 2 Millionen Twitter-Follower, war in Trumps ‘War Room’ während der Debatte, und sein faschistisches Buch wurde von JD Vance und Don Jr. gelobt”, analysiert Cotlar. Tatsächlich hat Vance Posobiecs jüngstes Buch, in dem er der amerikanischen Rechten die brutalen Taktiken von Diktatoren wie Mao, Franco und Pinochet, um ihre politischen Gegner zu vernichten – in den höchsten Tönen gelobt. Dabei bezieht Posobiec sich ganz explizit auf politische Gewalt, die er als notwendig und bewundernswert ansieht.
„Kek“ ist Pro-Trump
Im Juli 2024 habe ich auf der “National Conservatism”-Konferenz in Washington, D.C., wo sich der tonangebende MAGA-Kern der Republikanischen Partei und ihres Umkreises traf, Posobiec als prominent platzierten Redner bei einer inhaltlich und rhetorisch durch und durch faschistische Rede erlebt. Er ist einer derjenigen, die die Verwendung von “kek” als Vokabel innerhalb der Alt-Right popularisierten – um das zu überprüfen reicht, wie Cotlar schreibt, eine schnelle Suche auf Posobiecs Twitter-Account:
“Wenn man auf Twitter nach dem Wort „kek“ und dem Account von Jack Posobiec sucht, findet man seit 2020 Hunderte von Ergebnissen, in denen er das Wort „kek“ über eine Geschichte getwittert hat, die eine gute Nachricht für Trump ist.”
Musks Referenzen an die Alt-Right Online-Kultur mit „Kekius Maximus“ von 2016 und 2017 sind nicht nur Zeichen seiner eigenen rasch fortschreitenden Radikalisierung, sondern vor allem ein Versöhnungsangebot an die White Nationalists der Republikanischen Basis, die er vor kurzem noch verärgert hatte. Frei nach dem Motto: Wisst ihr noch, die gute alte Zeit? Die kommt jetzt wieder – und ich bin nicht nur an eurer Seite, sondern einer von euch. Dass dieser Kontext an vielen Stellen in der Berichterstattung fehlt, ist ein Zeichen dafür, dass die Bedrohung durch Musk und seine politische Radikalisierung nach wie vor nicht erkannt wird – oder nicht gesehen werden will.
(RNS) — Bono was far from the first non-American Presidential Medal of Freedom recipient, but he may be the most existentially American recipient. Not in the sense of where he was born, but in the sense of his obsessions. Bono has never become an official U.S. citizen, but maybe this slight remove has allowed him to see America a little more clearly. Because when his band, U2, is operating at its peak, it’s capable of dissecting this nation with a rare and effective ruthlessness. And nowhere is this talent more on display than U2’s handling of America and religion.
U2 was a lot of things to a lot of people, and one of those things was a “non-Christian” band Christians were allowed to like. “Non-Christian” is a bit of a misnomer here, because the U2 guys are nothing if they’re not Christian. But they weren’t Christian,™ which meant they were secular, and in the ’80s and ’90s, being secular meant you were on the wrong side of a cosmic battle for the soul of all reality. Some of you reading this know what I’m talking about.
Many evangelical kids were raised to see the world as divided piecemeal between “Christianity” and “Mainstream,” and truly good Christians were maybe sometimes allowed to look but could not touch Mainstream stuff, because that was giving Satan a foothold. Secular movies, TV and, above all, music were gateway drugs to drinking, premarital sex, abortions, being gay and, well, actual drugs. But never fear, Christian kids! Thanks to the Evangelical Industrial Complex, you don’t even need to be tempted to listen to evil secular music, because we’ve got Christianized versions of it. No need to listen to “Paul’s Boutique” when you’ve got “Jesus Freak.” Why listen to Madonna when you could spin Rebecca St. James? These figures and many others were bricks in a wall built between the Christian bubble and all the other bubbles, and they did their job passably well.
Except for U2, who must have been aware of this wall but certainly never gave it any credence. The band’s very existence proved how unnecessary this wall was, and whether the group knew it or not, their ongoing impact was a chief factor in tearing it down.
The “Contemporary Christian Music” scene was in its infancy in 1976, when a 14-year-old Irish marching band geek named Larry Mullen posted a notice to his school’s message board to see if any other musically inclined kids wanted to come over and jam. His notice was answered by four other kids. A charismatic bassist named Adam Clayton and his buddy, a slightly aloof guitar enthusiast named David Evans. They were joined by an artsy weirdo named Paul Hewson, a member of a surrealist street gang that gave each other creative nicknames. This gang had taken to calling Hewson Bonovox, after a local hearing aid store. Hewson hated the name at first but warmed to it when he found out it was Latin for “good voice.” At some point, it got shortened to Bono.
Mullen has since joked that he’d hoped the band would be called something like The Larry Mullen Band, but that was clearly out of the cards the second Bono stepped into the room. Bono had gravitas. Bono had energy. He didn’t know anyone else there, but he had ideas. The guys were thinking of calling themselves Feedback and playing Clash covers, but Bono was already thinking bigger.
America welcomed U2’s early efforts with open arms, as “Boy,” “War” and “The Unforgettable Fire” saw the band graduate from scrappy punk outfit to something more grandiose. The band retained punk’s revolutionary spirit and channeled Bono’s bleeding heart for current events into soaring anthems of beauty and terror.
While the band was touring America, its success led it to rub shoulders with the likes of the Rolling Stones, Bob Dylan, Van Morrison and E Street Band guitarist Steven Van Zandt, all of whom deepened the band’s appreciation for American blues and country. At the same time, Bono was reading Flannery O’Connor, Norman Mailer and Raymond Carver while driving across the U.S.’ vast, empty spaces. Evans, who by then was being called The Edge, was getting inspired by Hank Williams and Howlin’ Wolf.
U2’s love affair with America was matched only by the band’s disdain for the country’s politics. This infatuation and outrage were all spun into a single whole by producer Brian Eno, and the result was “The Joshua Tree,” U2’s finest hour.
What can you even say about these songs? “The Joshua Tree” opens like a movie, The Edge’s guitar noodling sounding like a soundtrack soaring through the “for spacious skies” and over the “amber waves of grain” that inspired it, a twinkling echo that becomes a roar that becomes a pulsing sprint so bright and gorgeous that the only possible human response is the exact one Bono sings, the first words on the album: “I want to run!”
From there, you’re off on a series of songs so awesomely majestic that no amount of radio overplay or bad mainstream Protestant Sunday morning church covers have been able to defang them. The more action-packed front half finds Bono at his most reflective and spiritually introspective, while the quieter Side B has more of the fiery political calls to arms the band cut its teeth on. “Red Hill Mining Town” is about the U.K. miners’ strike, and “Mothers of the Disappeared” is about the missing political dissidents of Argentina. “Bullet the Blue Sky” is an outlier, a searing screed of U.S. meddling in Central America that really does sound like The Edge had been listening to some good blues music.
It’s thrilling stuff, and it’s not their fault they made it sound so simple it inspired thousands of youth group kids to try to duplicate the whole thing, copy and pasting the explicitly Christian stuff and largely ignoring Bono’s concern for the well-being of Black and Brown people in South America and Africa. It’s an interesting riddle of history that U2 captured the hearts of Christian America at around the same time Ronald Reagan captured their loyalty. The latter’s influence proved a lot more durable, unfortunately.
“Joshua Tree” paved the way for the worship boom, which spread from churches like Vineyard and the JPUSA communities across the country, eventually leading to Passion and Hillsong. Worship musicians are hardly the only artists to draw copious inspiration from Bono, but it is a shame that after U2 handed Christians the keys to moving beyond “Christian rock,” those keys just got melted down and used to make a new wall.
But this was all far outside U2’s concern, and it all sort of dissolves anyway once you pop on, say, “With or Without You,” a patient, twinkly lullaby that starts out with Bono growling like a tiger. As The Edge slowly starts throwing flashy spears of shimmery echoes, the song arches skyward and Bono goes with it, howling to the sky. It’s the blueprint for a hundred worship songs, but it never sounded better than right here.
That’s because U2 knew how to write a good rock song, sure. But it’s also because the band had a keen understanding of the spiritual realm and the earthly one, and how to trouble the waters between the two. Bono knows Americans demarcate what is secular and what is religious in peculiar and nonsensical ways. But he also knows those boundaries are only as real as you make them, and the right guitar note can shatter them altogether.
(Tyler Huckabee is a writer living in Nashville, Tennessee, with his wife and dogs. Read more of his writing at his Substack. The views expressed in this commentary do not necessarily reflect those of RNS.)
When Elon Musk endorsed the far-right Alternative für Deutschland on X as the only party that could “save Germany”, followed by an opinion article in Die Welt promoting the AfD in the forthcoming federal elections the backlash was swift. “Germany must not tolerate Musk’s transgressions,” declared the publisher of the liberal newspaper Tagesspiegel. “How did Elon Musk’s election propaganda for the AfD make it into Welt?” asked another commentator, accusing Welt’s publisher, Axel Springer, of betraying its own principles. The Spiegel columnist Marina Kormbaki labelled Musk’s intervention the “breaking of a taboo”.
The outrage was justified. Musk’s apocalyptic rhetoric and alignment with forces often labelled extremist are deeply unsettling in a country still grappling with the weight of its 20th-century atrocities. His political meddling – from the US to the UK and now Germany – follows a disturbing pattern of self-aggrandisement cloaked in dangerous ideology.
His immense wealth and global influence, magnified by his acquisition of the social media platform X, as well as his strong ties to authoritarian figures including Donald Trump, make this interference a brazen intrusion that strikes at the heart of democratic integrity. In Germany, where foreign meddling in domestic politics is anathema, this audacity rightly struck a nerve. As the vice-chancellor, Robert Habeck, put it: “Hands off our democracy, Mr. Musk!”
At the same time, Musk’s views are hardly a surprise. His rightward drift has been years in the making, culminating – some might say, logically – in his support for a party that mirrors some of his core obsessions: nationalist salvation fantasies, natalism, austerity dogmatism. His endorsement aligns with a broader shift in Germany’s public discourse, where far-right narratives have been steadily normalised in both conservative and liberal circles.
Musk’s argument in the article itself was so simplistic it sparked speculation about whether it might have been AI-generated. His reasoning hinged on praising the AfD’s “political realism” and deregulatory agenda, coupled with the claim that the party couldn’t really be “far right” because its co-leader, Alice Weidel, has a same-sex partner from Sri Lanka. A superficial logic that chips away at the carefully cultivated aura of Musk as a brilliant, if eccentric, entrepreneur.
What’s even less surprising than Musk’s positions is Die Welt handing him the microphone. Axel Springer, Europe’s largest publishing house, has long played a role in normalising far-right ideas in Germany. Springer, which publishes the Bild tabloid and the Welt daily, reaches millions and actively shapes German public opinion. Over the years, Springer’s German outlets have steadily amplified anti-immigrant narratives which in turn has arguably helped legitimise the far right.
Take Bild, Springer’s infamous tabloid powerhouse and Germany’s most widely distributed newspaper. In 2023, it published a 50-point manifesto demanding that immigrants respect “German values”, claiming: “We are experiencing a new dimension of hatred in our country – against our values, democracy and Germany.” The text leaned heavily on anti-Muslim tropes, painting immigrants as knife-wielding savages who scorn women, education, nudity and law enforcement.
These narratives have seeped into mainstream discourse. The chancellor, Olaf Scholz, famously promised mass deportations. After a suspected Islamist knife attack in Solingen, leading political figures from the Greens to the Social Democratic party suggested that deportations were necessary for domestic safety, an argument alarmingly similar to the AfD’s ethnonationalist agenda. Liberal outlets such as Zeit published essays questioning whether immigrants could “civilise”. Today, the AfD’s cultural essentialism resonates far beyond its voter base.
Musk’s influence obviously surpasses that of any ordinary commentator in Germany. Yet, within the Axel Springer ecosystem, his intervention felt less like an outlier, more like a blunt articulation of what many have gestured to for years. Just days before Musk’s opinion piece, Welt’s publisher, Ulf Poschardt, penned a perplexing column praising Musk’s admiration for Richard Wagner, Ernst Jünger and German techno culture. Poschardt argued that Germany needs a figure like Musk to combat its economic stagnation, while carefully distancing himself from the tech magnate’s boosting of the AfD on X. This calculated tightrope act – appearing to flirt with far-right ideas without explicitly endorsing the parties that most openly embody them – has become emblematic of Axel Springer’s approach.
Musk’s personal relationship with Axel Springer’s CEO, Mathias Döpfner, adds another dimension to the story. Döpfner has long admired Musk, calling him “the greatest visionary on the planet” in a 2020 interview. According to Spiegel, Döpfner also encouraged Musk to buy Twitter, offering to help transform it into a “true platform for free expression”. In 2023, Musk was among high-profile guests at Döpfner’s 60th birthday party, joined by Eva Vlaardingerbroek, a Dutch far-right influencer known for promoting conspiracies such as the “great replacement” theory. Such alleged entanglements between tech oligarchs, media powerbrokers and politicians underscore the growing international networks fuelling today’s global far-right resurgence.
Musk’s opinion article also triggered dissent at Welt. Several journalists publicly criticised the decision to publish it and Welt’s opinion editor Eva Marie Kogel resigned in protest. This is commendable, but it also raises questions: where was this kind of resistance when Welt platformed columnists who derided welfare recipients as lazy or questioned Germany’s firewall around the AfD? Why did it take Musk’s name to sound the alarm?
The affair highlights the extent to which right-leaning media and politics operate in tandem in Germany. In May 2024, after riot police violently dismantled a pro-Palestinian student camp in Berlin, Bild vilified more than 100 academics who signed a letter advocating nonviolence, branding them “Universitäter” (a slur combining “university” and “perpetrators”). The then education minister, Bettina Stark-Watzinger, wasted no time echoing the tabloid’s condemnation.
This pattern – stoking outrage with rightwing agendas – reflects how Germany’s establishment increasingly co-opts far-right rhetoric to undercut its appeal. But instead of containing the AfD, this strategy has further legitimised its ideas, fuelling its historic successes in states such as Saxony and Thuringia.
Musk and Weidel are now poised for a live discussion on X billed as a conversation on “freedom of expression and the AfD’s ideas for a sustainable Germany”. With the AfD polling second nationally and eyeing up to 20% of the vote, its influence on public discourse continues to grow. While Germany’s established parties still formally reject coalition-building with the AfD, their increasing adoption of AfD-style rhetoric tells a different story.
Against this backdrop, fixating solely on Musk’s endorsement feels like a distraction. Yes, his alignment with the AfD is alarming. As is his promotion of figures such as the German rightwing influencer Naomi Seibt, whose positions Musk has repeatedly endorsed. But the deeper issue is that many of the AfD’s core ideas – anti-migrant culture wars and ethnonationalist alliances – are already entrenched within Germany’s political mainstream.
Allowing Musk to use his outsized influence and resources to meddle in German or European elections would be a grave mistake. Yet focusing on Musk as an anomaly is hypocritical. It allows Germany’s liberal establishment to avoid reckoning with its own complicity in normalising reactionary ideas. With the election just weeks away, Germany must face this challenge head-on. The stakes couldn’t be higher.
Felix Dautzenberg alias Berq fängt den Weltschmerz der Generation Z ein, gleichzeitig liebt er das musikalische Experiment. Begegnung mit einem, der den deutschen Pop neu denkt.
More than 2,200 people either died or went missing in the Mediterranean while trying to reach Europe in search of refuge in 2024.
The figure, cited in a statement from Regina De Dominicis, the regional director for Europe and central Asia for the UN’s children’s agency, Unicef, was eclipsed on New Year’s Eve when 20 people were reported missing after falling into the sea when a boat started to take in water in rough seas about 20 miles off the coast of Libya.
Despite the waves, seven people, including an eight-year-old Syrian boy, managed to continue the journey on the tilting vessel before being found by an Italian police patrol boat on Tuesday night close to the southern island of Lampedusa.
The 6-metre boat had left Zuwara in Libya at 10pm on Monday and started to take in water about five hours later, creating panic and causing 20 passengers to fall overboard, according to witness statements provided by the six adult survivors.
In a separate incident on Monday, two people, including a five-year-old child, died and 17 survived after the vessel they were on broke down off the northern Tunisian coastline during an attempt to reach Europe.
De Dominicis said: “The death toll and number of missing persons in the Mediterranean in 2024 have now surpassed 2,200, with nearly 1,700 lives lost on the central Mediterranean route alone.
“This includes hundreds of children, who make up one in five of all people migrating through the Mediterranean. The majority are fleeing violent conflict and poverty.”
In December, an 11-year-old girl, wearing a simple life vest and clinging to a pair of tyre tubes, was rescued off Lampedusa. She told rescuers she had spent three days at sea after a shipwreck that is presumed to have killed 40 people.
A month earlier the German NGO Sea-Watch filed a criminal complaint to prosecutors in Sicily accusing the Italian coastguard of negligence and multiple manslaughter over a shipwreck off Lampedusa that killed 21 people. The NGO said it had notified the Italian authorities of the boat in distress on 2 September, but alleged that the coastguard did not dispatch a rescue vessel until two days later.
At least four boats have capsized in the central Mediterranean since Tuesday, according to Alarm Phone, an organisation that runs a hotline for people in distress at sea.
Italy is one of the main landing points for people trying to reach Europe, with the central Mediterranean route considered one of the world’s most dangerous. The UN’s International Organization for Migration has registered at least 25,500 deaths and disappearances during the Mediterranean crossing since 2014. Most of the deaths or disappearances are attributed to boats departing from either Tunisia or Libya.
People still attempt the high-risk journey despite deals struck between Italy and the EU with Tunisia and Libya to stop migrant boats from leaving.
According to the Italian interior ministry, 66,317 people managed to reach Italy in 2024, less than half the number in 2023. The hardline policies of Giorgia Meloni’s government are at least partially credited for the decrease.
The deal with Libya essentially pushes people back to detention camps where they face torture and other abuses. Shocking abuse against migrants in Tunisia was reported by the Guardian in September.
A €670m (£556m) deal to transport 3,000 people intercepted in Italian seas each month to Albania, where they would have their asylum claims processed, came into force in October and is also supposed to act as a deterrent. But the plan has so far been unsuccessful due to legal issues.
KNA: Frau Welskop-Deffaa, vor fünf Jahren schauten wir gebannt nach Wuhan, wo China in Rekordzeit ein Spezialkrankenhaus errichtete. Wann haben Sie das erste Mal gedacht: Da kommt etwas Schlimmes auch auf uns in Deutschland und Europa zu?
Eva Maria Welskop-Deffaa (Präsidentin des Deutschen Caritasverbands): Als mein Bruder, der als Intensivmediziner immer der personifizierte Ruhepol inmitten des Sturms ist, mir sagte, dass ihm die ersten Covid-Krankheitsverläufe in seiner Klinik in Duisburg große Angst machen. Es war ein bis dahin nie gekanntes Phänomen, dass so viele Patienten wochenlang intensivmedizinische Therapie benötigten.
KNA: Die Pandemie veränderte dann alles. Millionen Menschen erkrankten, sehr viele und vor allem alte Menschen starben. Alle gingen auf Abstand, weil es noch keine Impfung gab. Welche Folgen dieser Zäsur wirken aus Sicht der Caritas bis heute nach?
"Ich empfinde das als äußerst gefährlich, weil es Türen öffnet für populistische Politik, die Ängste missbraucht."
Welskop-Deffaa: Ich denke, die Folgen der Pandemie sind heute politisch und gesellschaftlich viel stärker spürbar, als wir uns das zugestehen möchten. Ein Beispiel ist, wie wir heute über Migration, Grenzen und Nationalstaaten reden. Corona war hier ein Wendepunkt. Grenzen wurden wiederentdeckt als etwas, das es zu befestigen und zu schützen gilt, etwas, mit dem man Böses außen vor halten kann. Die aktuellen Debatten in der Migrationspolitik, die Anziehungskraft der Vorstellung, wir müssten äußere Bedrohungen mit neuen Grenzmauern von uns fernhalten, scheint mir ohne die Corona-Erfahrungen kaum erklärlich. Ich empfinde das als äußerst gefährlich, weil es Türen öffnet für populistische Politik, die Ängste missbraucht, indem sie sie schürt.
KNA: Viele kritisieren, dass besonders Kinder und Jugendliche unverhältnismäßig strikt in ihren Freiheiten und Rechten eingeschränkt wurden.
Welskop-Deffaa: Die Pandemie hat sicher dazu beigetragen, dass wir neu – und hoffentlich gründlicher – über die Beziehungen, die gegenseitigen Verantwortlichkeiten zwischen den Generationen nachdenken. Das wird im Blick auf das Altern unserer Gesellschaft bei den großen sozialen Themen der Zukunft – Stichwort Rente und Pflege – entscheidend werden.
Wir müssen uns bewusst machen, dass wir die Interessen der Generationen nicht gegeneinander ausspielen dürfen. Die Jungen sind nicht automatisch verpflichtet, immer mehr für die Renten- und Pflegeversicherung der Babyboomer einzuzahlen. Und noch etwas hat uns Corona gelehrt: Regeln, die als Antwort auf die akute Krise richtig und wichtig waren, müssen periodisch immer wieder auf ihre Gerechtigkeit überprüft werden. Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, muss die Politik darauf reagieren.
KNA: Waren die sehr strengen Besuchsverbote im Altenheim richtig? Ist sichergestellt, dass bei einer neuen Pandemie niemand alleine sterben müsste?
"Niemand wollte den Tod der Großeltern fahrlässig in Kauf nehmen."
Welskop-Deffaa: Ich sehe es im Rückblick als große gesellschaftliche Leistung, dass die besondere Gefahr so ernst genommen wurde, die das damals ganz unbekannte Virus offenkundig für ältere Menschen darstellte. Niemand wollte den Tod der Großeltern fahrlässig in Kauf nehmen.
Die andere Frage ist, ob es uns immer gelungen ist, die Einschränkungen für die Jungen schnell genug wieder zurückzufahren, etwa die Schulen wieder zu öffnen oder auch die Besuchsverbote in den Altenheimen zu lockern.
KNA: Welche Folgen hatten die monatelang geschlossenen Schulen?
Welskop-Deffaa: Ich maße mir nicht an, hier abschließend zu urteilen. Die offenkundige psychische Belastung vieler junger Menschen heute ist sicher nicht losgelöst von den Corona-Erfahrungen zu sehen. Mein Eindruck ist, dass die Corona-Politik insgesamt sehr gut an fortschreitende Erkenntnisse der Wissenschaft rückgekoppelt wurde. Wahrscheinlich war es aber ein Versäumnis, dass neben Medizinern und Infektiologen Psychologinnen oder Pädagoginnen zu wenig in die Politikberatung einbezogen waren. Es würde sich lohnen, das noch einmal genauer zu untersuchen.
KNA: Der Anspruch der Caritas ist es, nah bei den Menschen zu sein. Wer leidet bis heute besonders unter den Folgen der Pandemie?
Welskop-Deffaa: Corona hat Spuren in allen Bevölkerungskreisen hinterlassen, keineswegs nur bei jungen Menschen. In den Kliniken und Altenhilfeeinrichtungen ist die fortwirkende Erschöpfung bei den Mitarbeitenden noch immer sehr spürbar.
KNA: Was waren die größten politischen Fehler der Corona-Zeit?
Welskop-Deffaa: Ich glaube, es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns nur gegenseitig Fehler vorwerfen. Wenn wir eine solche Debatte befeuern, können wir sicher sein, dass in der nächsten Krise mehr Versagen entsteht. In einem Klima ängstlicher Vorsicht, bloß nichts falsch zu machen, ist niemand bereit, mutig Verantwortung zu übernehmen.
KNA: Aber man könnte aus Fehlern für die nächste Krise lernen?
Welskop-Deffaa: Die vorausgegangene Pandemie wird nie die genaue Schablone für die nächste Krise sein. Es wird immer anders kommen als wir jetzt denken. Deshalb brauchen wir vor allem Verantwortungsbereitschaft und Tatkraft, um auf neue Situationen angemessen zu reagieren.
KNA: Was hat die Caritas vor Ort und auch als Dachverband aus der Pandemie gelernt?
"Ich erlebe in der Caritas an vielen Orten eine engagierte Reflexion der Ereignisse mit dem Wunsch, aus Corona zu lernen."
Welskop-Deffaa: Ich räume ein, wir hätten die Erfahrungen intensiver auswerten können. Eine Herausforderung bestand darin, dass wir nach Corona gleich in die nächsten Krisen geschlittert sind: Es kamen der Ukraine-Krieg, die Energie-Gas-Krise und die Inflation. Dennoch erlebe ich in der Caritas an vielen Orten eine engagierte Reflexion der Ereignisse mit dem Wunsch, aus Corona zu lernen.
KNA: Mit welchen Ergebnissen?
Welskop-Deffaa: Deutlich ist, dass die digitale Kompetenz für die Erreichbarkeit in der Krise einen Unterschied gemacht hat. Wir waren verlässlicher für die Menschen da als manche staatlichen Stellen. Wir haben Neues einfach ausprobiert. Das müssen wir weiterentwickeln.
KNA: Das klingt sehr positiv. Gab es keine Fehler?
Welskop-Deffaa: Doch natürlich. Ich habe den Eindruck, dass wir das Thema Einsamkeit anfangs nicht genügend auf dem Schirm hatten. Bei alten Menschen in Pflegeeinrichtungen genauso wenig wie bei Kindern, die nicht mehr in die Schulen oder in die Sportvereine gehen durften.
KNA: Sind die sozialen Einrichtungen von Caritas, aber auch die Kliniken auf die nächste Krise gut vorbereitet?
"Wir brauchen Puffer und Spielräume."
Welskop-Deffaa: Eine Lehre muss sein, dass es nicht funktionieren kann, wenn wir in Medizin und Pflege bereits im Normalbetrieb am Limit arbeiten, was Finanzen, Personal und Ressourcen angeht. Dann können wir eine Krise nicht meistern. Wir brauchen Puffer und Spielräume. Und die müssen wir auch finanzieren können. Das gilt auf der Kinderintensivstation genauso wie in den Altenpflegeeinrichtungen.
KNA: Warum hat der Bundestag keine umfassende Corona-Aufarbeitung angepackt?
Welskop-Deffaa: Eine Enquete-Kommission hätte, so stand zu befürchten, Querdenkern und Populisten aus dem Umfeld der AfD eine allzu breite Bühne für krude Theorien geboten.
KNA: Haben die Kirchen ihre Corona-Hausaufgaben gemacht? Es gab ja viel Kritik an abgesagten Gottesdiensten und dem Ausweichen auf Online-Formate.
Welskop-Deffaa: Vielleicht hat das vorsichtige Agieren in den Kirchengemeinden auch mit den Erfahrungen der Missbrauchskrise zu tun – Kirche hat erlebt, wie es ist, am Pranger zu stehen. So ist womöglich der Wunsch zu verstehen, in der Pandemie um keinen Preis etwas falsch zu machen. Was wäre gewesen, wenn die Kirchen sich systematisch über die staatlichen Abstandsregeln hinweggesetzt hätten? Wenn der Freiburger Erzbischof im voll besetzten Münster einen Gottesdienst gefeiert hätte, der dann zum Super-Spreader-Ereignis mit Todesfällen geworden wäre? Das gesellschaftliche Verständnis wäre wohl nicht sehr groß gewesen.
Elon Musk has caused outrage in Berlin after appearing to endorse the far-right, anti-immigrant Alternative für Deutschland.
Musk, who has been named by Donald Trump to co-lead a commission aimed at reducing the size of the US federal government, wrote on his social media platform X: “Only the AfD can save Germany.”
He reposted a video by a German rightwing influencer, Naomi Seibt, who criticised Friedrich Merz, the leader of the conservative Christian Democrats who has the best chance of becoming the next German chancellor, and praised Javier Milei, the libertarian president of Argentina.
The German health minister, Karl Lauterbach, called Musk’s decision to wade into the German political debate weeks before the snap election “undignified and highly problematic”.
Europe’s largest economy is expected to go to the polls on 23 February after the collapse last month of Olaf Scholz’s centre-left coalition. The AfD is running in second place in opinion polls. Elements of the party have been classed as rightwing extremists by Germany’s domestic intelligence services, and mainstream parties have vowed to refuse to work with the AfD at national level.
The German government issued only a perfunctory response to Musk’s post, noting that it had registered it, but a spokesperson refused to add any further comment.
At a press conference in Berlin, Scholz responded indirectly to the post, saying: “We have freedom of speech here. That also applies to multimillionaires. Freedom of speech also means that you’re able to say things that aren’t right and do not contain good political advice.”
The German former MEP Elmar Brokdismissed Musk’s comment as “the world domination fantasies of the American tech kings”.
Late on Friday, after at least two people were killed and scores wounded in a suspected terror attack on a Christmas market in the German city of Magdeburg, Musk doubled down, tweeting: “Scholz should resign immediately. Incompetent fool.”
Lauterbach accused Musk of election interference and called for authorities to “keep a close eye on the goings-on on X”.
He said: “It is very disturbing, the way in which the platform X, which I use very intensively myself, is increasingly being used to spread the political positions and goals of Mr Musk.”
The most direct response to the Musk tweet came from Christian Lindner, the head of the pro-business Free Democrats (FDP), who was sacked as finance minister by Scholz over deep disagreements around fiscal management.
Lindner wrote on X: “Elon, I’ve initiated a policy debate inspired by ideas from you and Milei. While migration control is crucial for Germany, the AfD stands against freedom, business – and it’s a far-right extremist party. Don’t rush to conclusions from afar. Let’s meet, and I’ll show you what the FDP stands for. CL”.
The ID group, which includes France’s far-right National Rally, Italy’s Lega, Austria’s Freedom party, Geert Wilders’ Dutch Freedom party and Vlaams Belang in Belgium, said it “no longer want[ed] to be associated” with such incidents.
Musk has previously expressed backing for other anti-immigration forces across Europe, including the UK’s Reform party and Italy’s prime minister, Giorgia Meloni.
He has also previously voiced enthusiastic support for Milei, who in his first year as Argentina’s president has cut public spending and axed tens of thousands of public sector jobs, and plunged many households into economic despair.
Alice Weidel, the head of the AfD, who is standing as its candidate for chancellor, reposted Musk’s comment, writing to him: “Yes! You are perfectly right @elonmusk!”
Referring to a recent interview she gave on Trump with the news organisation Bloomberg, Weidel said Musk should note “how socialist [Angela] Merkel ruined our country, how the Soviet European Union destroys the country’s economic backbone and malfunctioning Germany”. She wished Musk and Trump a happy Christmas and “all the best for the upcoming tenure”.
Last year Musk criticised the German government and its struggle to tackle illegal migration, one of the main topics on the election campaign agenda. He has also fired off personal jibes against Scholz and his economics minister, Robert Habeck.
This week Nigel Farage, the Reform UK leader, posted a photograph of himself and the party’s treasurer meeting Musk at Trump’s Mar-a-Lago residence in Florida and claimed Musk was prepared to provide financial support to bolster his party’s chances of entering government.
Für „Uncivilized“ wurden über 150 Opfer rassistischer Gewalt interviewt. Die Serie zeigt die Lebensrealität von Menschen, die zu oft übersehen werden.
Manche Sätze sind ein Schlag ins Gesicht. „In diesem Land gibt es Regeln, die auch für Ahmad gelten, ganz egal welche Regeln Sie in der Heimat haben“, heißt es in einer Schlüsselszene der ZDF-Serie „Uncivilized“. Die fünf Episoden „Hanau“, „Ukraine“, „Nine Eleven“, „Charlie Hebdo“ und „Stuttgarter Krawallnacht“ zeigen Alltagssituationen nach Großereignissen, die Menschen mit Rassismuserfahrungen nur zu gut kennen. Die fiktionale Serie will damit nicht Wissen, sondern ein Gefühl vermitteln, nämlich: Du bist nicht allein.
Fünf Jahre lang haben Bilal Bahadır und Çağdaş Eren Yüksel an „Uncivilized“ gearbeitet, dafür über 150 Betroffene rassistischer Gewalt interviewt. In den fünf Spielfilm-Episoden geht es unter anderem um Polizeigewalt und Racial Profiling, die sechste Episode, eine Dokufolge, greift rassistische Narrative in der deutschen Medienlandschaft auf. Doch es gibt auch schöne Momente – herzliche Männerfreundschaften, Diskussionen nach dem Moscheebesuch, schnell geschlürften türkischen Tee.
Die eindringlichste Szene gehört jedoch ganz klar nicht dazu. Sahra (souverän Seyneb Saleh) ist Referendarin. Mit Kopftuch, wie ihre Kolleginnen gern betonen. Nach einer Schweigeminute, bei der sich ihr Schüler Ahmad (Rasmi Mohammed Nasrallah) nicht beteiligt, kommt es zu einem harmlosen Streich. Ahmad umrandet einen Mitschüler, der hingefallen ist mit Kreide, die „Leiche“ wird als islamistische Morddrohung verstanden. Sahra macht Ahmad klar: Das darf nicht passieren. Denn „die warten nur darauf, dass wir einen Fehler machen“.
Als Ahmad und sein Vater dann zur Rektorin müssen, fällt der Satz mit den Regeln und der Heimat. Es folgt einer der stärksten Momente der Serie: „Heimat? Ich wünschte, mein Sohn hätte seine Heimat gekannt. Wäre diese Heimat noch da, wären wir dann hier?“, sagt der Vater auf Arabisch. Eine herzzerreißende Szene, die auf TikTok bereits hunderttausende Klicks hat – sicher auch mit Blick auf aktuelle Ereignisse in Syrien und Palästina. Die Menschen in den Kommentaren fühlen sich gesehen.
Genau das, was Regisseur Bilal Bahadır wollte.
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Neulinge, Dauergäste und Rückkehrer*innen, und alle haben sie uns in den letzten Monaten frische Lieblingsplatten mitgebracht. Manche sogar zwei.
Konstanz (laut) – Seit Jahren unken Pessimisten nun schon das Ende des Album-Formats herbei. Aber guck‘, es verhält sich wie mit diesem laut.de: immer noch da, juhu. Kein Wunder, dass wir Jahr für Jahr eine tiefere Verbundenheit empfinden. Weswegen uns von allen schönen (und grausligen) Listen, die wir gen Jahresende rückblickend zusammenstellen, diese immer noch als die König*innendisziplin gilt. Wir haben gewählt und gezählt, freut ihr euch also, denn dies sind sie nun:
Über Geschmack lässt sich, wie jede*r weiß, vortrefflich streiten (nur zu!), über jeden Zweifel erhaben sollte aber die stilistische Bandbreite dieser Auswahl sein. Die Tage der Indiegitarren-Monokultur auf diesem Portal sind glücklicherweise ja schon länger Geschichte, an die Gegenwart von Hip Hop und Artverwandtem haben sich inzwischen alle gewöhnt. Aber dass inzwischen auch Italo-Schlager konsensfähig geworden ist, chinesische Metalprojekte mit unaussprechlichen griechischen Namen, oder … Südstaaten-Hygge? Eine Welt, in der solches möglich ist, kann noch nicht ganz verloren sein.
Manche erfinden ganz neue musikalische Räder. Zugleich melden sich Jungle, Grunge und Melodic Rock zurück, genau wie manch eine Band, mit der nicht unbedingt zu rechnen war, und alle finden einen Weg, um 2024 nicht komplett aus der Zeit gefallen zu klingen. Im Gegenteil.
So klingt 2024
Natürlich haben es trotzdem nicht alle Lieblingsplatten aller mit-abstimmenden laut.Autor*innen – 58 waren es in diesem Jahr – in die finale Liste geschafft. Was nicht zwingend bedeutet, dass wir sie nicht auf dem Schirm gehabt haben: Bei laut.fm/bestof2024 läuft noch so manches, das unsere Charts mehr oder weniger knapp verpasst hat, Nerdshit, Schrulligkeiten und zahllose potenzielle neue Lieblingssongs:
Übrigens, keine Vorliebe, keine Geschmacksverirrung bleibt privat: Einzeln nach den jeweiligen Schuldigen aufgedröselte Hitlisten zeigen wir euch auch noch in diesem Jahr. Nix bleibt verborgen, alles kommt raus.
Ein ungewöhnliches Wort mit rhythmischem Klang gewinnt die Wahl zum Lateinwort des Jahres und zieht die Aufmerksamkeit auf eine antike Inschrift aus Pompeji.
Mario Galgano – Vatikanstadt
„Retotatototato“ – eine lautmalerische Silbenfolge, die an den Klang von Fanfaren erinnert – wurde zum Lateinwort des Jahres 2024 gewählt. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften gab das Ergebnis am Freitag in München bekannt. Die Inschrift stammt aus Pompeji und wurde kurz vor dem verheerenden Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. in eine Hauswand geritzt. Früher als Zauberformel gedeutet, sehen Experten darin heute eine musikalische Referenz: Griechische Musiknoten über den Buchstaben deuten auf eine Melodie hin, die mit Blasinstrumenten gespielt wurde.
Ein Wettbewerb mit wachsender Beliebtheit
Die Wahl des Lateinworts des Jahres fand 2024 zum dritten Mal statt. Veranstaltet wird sie vom „Thesaurus linguae Latinae“, dem weltweit führenden Lexikon des antiken Lateins, das an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt ist. Zur Abstimmung standen fünf Begriffe, die bislang in keinem etablierten Latein-Lexikon verzeichnet sind. „Retotatototato“ gewann mit großem Vorsprung und erhielt 60 Prozent der Stimmen. Auf Platz zwei landete „revaleo“, das mit „wieder fit sein“ übersetzt wird und 18,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Insgesamt beteiligten sich 999 Personen an der Wahl.
Latein lebt – auch auf Radio Vatikan
Die Wahl zum Lateinwort des Jahres zeigt, dass Latein als Sprache nicht nur historisch relevant, sondern auch heute noch lebendig ist. Radio Vatikan trägt maßgeblich dazu bei, Latein in die moderne Welt zu bringen. Seit fünf Jahren produziert der Sender die wöchentliche Nachrichtensendung „Hebdomada Papae“, die eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse aus dem Vatikan auf Latein bietet.
Die Sendung wird samstags um 12:30 Uhr auf dem Kanal von Radio Vatikan Deutsch ausgestrahlt und steht auch als Podcast zum Nachhören bereit. Zudem finden Interessierte die Texte auf Latein und in deutscher Übersetzung auf dem Portal von Vatican News Deutsch. Die Inhalte sind ebenfalls auf dem YouTube-Kanal und dem WhatsApp-Infokanal verfügbar.
Von antiken Graffiti bis zur modernen Kommunikation
„Retotatototato“ vereint Geschichte und Gegenwart. Die Wahl dieses Wortes zum Lateinwort des Jahres zeigt, wie faszinierend Sprache als Brücke zwischen den Epochen wirken kann. Dank Initiativen wie „Hebdomada Papae“ wird Latein nicht nur bewahrt, sondern aktiv in die Welt getragen – sei es durch antike Melodien oder moderne Medienformate.
Indian chess star Gukesh Dommaraju returned to a hero’s welcome in his home city on Monday after becoming the youngest world champion aged only 18.
Hundreds of fans crowded the arrivals area of Chennai airport, cheering alongside banks of television cameras as Gukesh made his way out of the airport after victory in taking the World Chess Championship title.
“It means a lot to bring back the trophy to India,” Gukesh told reporters, with garlands of flowers draped around his neck, brandishing the glittering trophy in his hand.
“I can see the support and what it means to India, I am glad to be here,” he added, as celebratory petals thrown into the air smothered his hair.
Gukesh downed China’s Ding Liren in a dramatic endgame in Singapore last week – becoming a sudden superstar in a nation where sporting fans are usually only obsessed with cricket.
The scenes in the south Indian city of Chennai were reminiscent – albeit on a smaller scale – of this year’s triumphant homecoming of the country’s cricket stars with the T20 World Cup trophy.
Young fans, mainly from Gukesh’s school, held placards and photos of their new hero – whose victory has given a boost to dreams of pursuing chess as a professional sport.
When he won in Singapore – after nearly three weeks and 14 games of intense battle against the 32-year-old Ding – Gukesh burst into tears.
Gukesh, who is usually reserved and more used to quiet and cerebral tournaments than wild celebrations, looked almost overwhelmed by the rock star welcome on Monday.
“You guys are amazing,” he told fans, before he was swiftly ushered into a car smothered in posters of him, alongside his father. “You gave me so much energy”.
Gukesh’s father, a doctor, has been by his son’s side in a rollercoaster ride that took off when he became India’s youngest grandmaster aged 12 years, seven months and 17 days – among the youngest in the history of the game.
In April, he became the youngest-ever winner of the prestigious Candidates Tournament, clinching his entry into the world championship.
Gukesh surpassed a record held by Russia’s Garry Kasparov, who won the title at age 22, after Ding, 32, faltered at the final hurdle of his title defence.
He is the second Indian to hold the title after five-time world champion Viswanathan Anand, who also hails from Chennai.
Gukesh will be honoured by the government of his home state Tamil Nadu, and is expected to meet prime minister Narendra Modi in the capital New Delhi later this month.
Modi has already praised his “remarkable accomplishment”, saying in a statement that “his triumph has not only etched his name in the annals of chess history but has also inspired millions of young minds to dream big and pursue excellence.”
Rund 60 Prozent Tafeln in Deutschland müssen derzeit nach Angaben des Tafel-Dachverbandes die Ausgabe von Lebensmitteln reduzieren. Ein Drittel versuche, mit temporären Aufnahmestopps oder Wartelisten zu arbeiten, sagte Andreas Steppuhn, Vorsitzender des in Berlin ansässigen Tafel-Dachverbandes, der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Freitag). Andere rationierten die Lebensmittel. "Mit solchen Lösungen versuchen sich Tafeln über Wasser zu halten und gleichzeitig so vielen Menschen wie möglich zu helfen."
Hintergrund sei die teils deutlich gestiegene Zahl an Bedürftigen, sagte Steppuhn: "Seit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine verzeichnen die Tafeln im bundesweiten Durchschnitt 50 Prozent mehr Kundinnen und Kunden." Sie unterstützten aktuell etwa 1,6 Millionen Armutsbetroffene. Die Lebenshaltungskosten in Deutschland seien gestiegen, Renten und Löhne aber nicht in gleichem Maß.
Der Verbandsvorsitzende rief die Politik dazu auf, die Armut "endlich ernsthaft" zu bekämpfen. Die ehrenamtlich arbeitenden Tafeln könnten nicht auffangen und übernehmen, was der Staat seit Jahrzehnten nicht schaffe. Erforderlich sind aus Steppuhns Sicht eine ausfinanzierte Kindergrundsicherung, krisenfeste Löhne, armutsfeste Renten und bezahlbarer Wohnraum. "Es gibt viele Schrauben, an denen gedreht werden muss." Die vom Kanzler genannte mögliche Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel sei ein erster denkbarer Schritt, "aber mehr auch nicht."
Die bundesweit agierenden Tafeln haben sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer der größten sozialen Bewegungen in Deutschland entwickelt. Waren es 2002 noch gut 300, gibt es heute bundesweit etwa 900 Tafeln mit rund 2.100 Tafel-Läden und Ausgabestellen. Bei ihnen engagieren sich circa 60.000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Alle zusammen versorgen sie mehr als 1,5 Millionen Menschen mit Lebensmitteln, die sie als Spenden im Handel und bei Herstellern gesammelt haben.
KNA: Vor fünf Jahren schauten wir gebannt nach Wuhan, wo China in Rekordzeit ein Spezialkrankenhaus errichtete. Wann haben Sie das erste Mal gedacht: Da kommt etwas Schlimmes auch auf uns in Deutschland und Europa zu?
Eva Maria Welskop-Deffaa: Als mein Bruder, der als Intensivmediziner immer der personifizierte Ruhepol inmitten des Sturms ist, mir sagte, dass ihm die ersten Covid-Krankheitsverläufe in seiner Klinik in Duisburg große Angst machen. Es war ein bis dahin nie gekanntes Phänomen, dass so viele Patienten wochenlang intensivmedizinische Therapie benötigten.
"Grenzen wurden wiederentdeckt als etwas, das es zu befestigen und zu schützen gilt, etwas, mit dem man Böses außen vor halten kann."
KNA: Die Pandemie veränderte dann alles. Millionen Menschen erkrankten, sehr viele und vor allem alte Menschen starben. Alle gingen auf Abstand, weil es noch keine Impfung gab. Welche Folgen dieser Zäsur wirken aus Sicht der Caritas bis heute nach?
Welskop-Deffaa: Ich denke, die Folgen der Pandemie sind heute politisch und gesellschaftlich viel stärker spürbar, als wir uns das zugestehen möchten. Ein Beispiel ist, wie wir heute über Migration, Grenzen und Nationalstaaten reden. Corona war hier ein Wendepunkt. Grenzen wurden wiederentdeckt als etwas, das es zu befestigen und zu schützen gilt, etwas, mit dem man Böses außen vor halten kann. Die aktuellen Debatten in der Migrationspolitik, die Anziehungskraft der Vorstellung, wir müssten äußere Bedrohungen mit neuen Grenzmauern von uns fernhalten, scheint mir ohne die Corona-Erfahrungen kaum erklärlich. Ich empfinde das als äußerst gefährlich, weil es Türen öffnet für populistische Politik, die Ängste missbraucht, indem sie sie schürt.
KNA: Viele kritisieren, dass besonders Kinder und Jugendliche unverhältnismäßig strikt in ihren Freiheiten und Rechten eingeschränkt wurden?
Welskop-Deffaa: Die Pandemie hat sicher dazu beigetragen, dass wir neu – und hoffentlich gründlicher – über die Beziehungen, die gegenseitigen Verantwortlichkeiten zwischen den Generationen nachdenken. Das wird im Blick auf das Altern unserer Gesellschaft bei den großen sozialen Themen der Zukunft – Stichwort Rente und Pflege – entscheidend werden.
Wir müssen uns bewusst machen, dass wir die Interessen der Generationen nicht gegeneinander ausspielen dürfen. Die Jungen sind nicht automatisch verpflichtet, immer mehr für die Renten- und Pflegeversicherung der Babyboomer einzuzahlen. Und noch etwas hat uns Corona gelehrt: Regeln, die als Antwort auf die akute Krise richtig und wichtig waren, müssen periodisch immer wieder auf ihre Gerechtigkeit überprüft werden. Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, muss die Politik darauf reagieren.
"Regeln, die als Antwort auf die akute Krise richtig und wichtig waren, müssen periodisch immer wieder auf ihre Gerechtigkeit überprüft werden."
KNA: Waren die sehr strengen Besuchsverbote im Altenheim richtig? Ist sichergestellt, dass bei einer neuen Pandemie niemand alleine sterben müsste?
Welskop-Deffaa: Ich sehe es im Rückblick als große gesellschaftliche Leistung, dass die besondere Gefahr so ernst genommen wurde, die das damals ganz unbekannte Virus offenkundig für ältere Menschen darstellte. Niemand wollte den Tod der Großeltern fahrlässig in Kauf nehmen.
Die andere Frage ist, ob es uns immer gelungen ist, die Einschränkungen für die Jungen schnell genug wieder zurückzufahren, etwa die Schulen wieder zu öffnen oder auch die Besuchsverbote in den Altenheimen zu lockern.
KNA: Welche Folgen hatten die monatelang geschlossenen Schulen?
Welskop-Deffaa: Ich maße mir nicht an, hier abschließend zu urteilen. Die offenkundige psychische Belastung vieler junger Menschen heute ist sicher nicht losgelöst von den Corona-Erfahrungen zu sehen. Mein Eindruck ist, dass die Corona-Politik insgesamt sehr gut an fortschreitende Erkenntnisse der Wissenschaft rückgekoppelt wurde. Wahrscheinlich war es aber ein Versäumnis, dass neben Medizinern und Infektiologen Psychologinnen oder Pädagoginnen zu wenig in die Politikberatung einbezogen waren. Es würde sich lohnen, das noch einmal genauer zu untersuchen.
KNA: Der Anspruch der Caritas ist es, nah bei den Menschen zu sein. Wer leidet bis heute besonders unter den Folgen der Pandemie?
Welskop-Deffaa: Corona hat Spuren in allen Bevölkerungskreisen hinterlassen, keineswegs nur bei jungen Menschen. In den Kliniken und Altenhilfeeinrichtungen ist die fortwirkende Erschöpfung bei den Mitarbeitenden noch immer sehr spürbar.
KNA: Was waren die größten politischen Fehler der Corona-Zeit?
Welskop-Deffaa: Ich glaube, es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns nur gegenseitig Fehler vorwerfen. Wenn wir eine solche Debatte befeuern, können wir sicher sein, dass in der nächsten Krise mehr Versagen entsteht. In einem Klima ängstlicher Vorsicht, bloß nichts falsch zu machen, ist niemand bereit, mutig Verantwortung zu übernehmen.
KNA: Aber man könnte aus Fehlern für die nächste Krise lernen?
Welskop-Deffaa: Die vorausgegangene Pandemie wird nie die genaue Schablone für die nächste Krise sein. Es wird immer anders kommen als wir jetzt denken. Deshalb brauchen wir vor allem Verantwortungsbereitschaft und Tatkraft, um auf neue Situationen angemessen zu reagieren.
"Ich habe den Eindruck, dass wir das Thema Einsamkeit anfangs nicht genügend auf dem Schirm hatten."
KNA: Was hat die Caritas vor Ort und auch als Dachverband aus der Pandemie gelernt?
Welskop-Deffaa: Ich räume ein, wir hätten die Erfahrungen intensiver auswerten können. Eine Herausforderung bestand darin, dass wir nach Corona gleich in die nächsten Krisen geschlittert sind: Es kamen der Ukraine-Krieg, die Energie-Gas-Krise und die Inflation. Dennoch erlebe ich in der Caritas an vielen Orten eine engagierte Reflexion der Ereignisse mit dem Wunsch, aus Corona zu lernen.
KNA: Mit welchen Ergebnissen?
Welskop-Deffaa: Deutlich ist, dass die digitale Kompetenz für die Erreichbarkeit in der Krise einen Unterschied gemacht hat. Wir waren verlässlicher für die Menschen da als manche staatlichen Stellen. Wir haben Neues einfach ausprobiert. Das müssen wir weiterentwickeln.
KNA: Das klingt sehr positiv. Gab es keine Fehler?
Welskop-Deffaa: Doch natürlich. Ich habe den Eindruck, dass wir das Thema Einsamkeit anfangs nicht genügend auf dem Schirm hatten. Bei alten Menschen in Pflegeeinrichtungen genauso wenig wie bei Kindern, die nicht mehr in die Schulen oder in die Sportvereine gehen durften.
KNA: Sind die sozialen Einrichtungen von Caritas, aber auch die Kliniken auf die nächste Krise gut vorbereitet?
Welskop-Deffaa: Eine Lehre muss sein, dass es nicht funktionieren kann, wenn wir in Medizin und Pflege bereits im Normalbetrieb am Limit arbeiten, was Finanzen, Personal und Ressourcen angeht. Dann können wir eine Krise nicht meistern. Wir brauchen Puffer und Spielräume. Und die müssen wir auch finanzieren können. Das gilt auf der Kinderintensivstation genauso wie in den Altenpflegeeinrichtungen.
KNA: Warum hat der Bundestag keine umfassende Corona-Aufarbeitung angepackt?
Welskop-Deffaa: Eine Enquete-Kommission hätte, so stand zu befürchten, Querdenkern und Populisten aus dem Umfeld der AfD eine allzu breite Bühne für krude Theorien geboten.
KNA: Haben die Kirchen ihre Corona-Hausaufgaben gemacht? Es gab ja viel Kritik an abgesagten Gottesdiensten und dem Ausweichen auf Online-Formate.
Welskop-Deffaa: Vielleicht hat das vorsichtige Agieren in den Kirchengemeinden auch mit den Erfahrungen der Missbrauchskrise zu tun – Kirche hat erlebt, wie es ist, am Pranger zu stehen. So ist womöglich der Wunsch zu verstehen, in der Pandemie um keinen Preis etwas falsch zu machen. Was wäre gewesen, wenn die Kirchen sich systematisch über die staatlichen Abstandsregeln hinweggesetzt hätten? Wenn der Freiburger Erzbischof im voll besetzten Münster einen Gottesdienst gefeiert hätte, der dann zum Super-Spreader-Ereignis mit Todesfällen geworden wäre? Das gesellschaftliche Verständnis wäre wohl nicht sehr groß gewesen.
Das Online-Portal Telepolis hat den Zugang zu fast seinem gesamten Archiv gesperrt und bietet bis auf Weiteres nur noch jene Artikel an, die nach 2021 veröffentlicht wurden. Alle anderen Inhalte hat die zu Heise Medien gehörende Plattform jetzt offline gestellt.
Telepolis gehört zu den ältesten noch aktiven Online-Magazinen und publiziert seit 1996.
Ausschlaggebend für die sogenannte Deindizierung seien bereits vor zwei Jahren überarbeitete journalistische Standards, denen die älteren Beiträge laut Heise nicht immer gerecht würden.
Urheberrechtliche Unsicherheiten
Unter anderem werden in diesem Zusammenhang urheberrechtliche Unwägbarkeiten angeführt. So könne man Urheberrechtsverletzungen in älteren Beiträgen nicht ausschließen, da man bei Telepolis im Umgang mit entsprechend geschützten Inhalten “in der Frühzeit des Internets lockerer war” als rechtlich zulässig.
Die Redaktion wolle nun sicherstellen, dass die Artikel den aktuellen Ansprüchen an Transparenz, Glaubwürdigkeit und Barrierefreiheit entsprechen. Auf eine komplette Rückkehr des Archivs werden treue Leser des Magazins allerdings vergeblich warten müssen. Laut Heise habe man sich eingestehen müssen, dass es “keine realistische Möglichkeit” gebe, alle Artikel der letzten 25 Jahre hinreichend zu prüfen. Stattdessen sollen nur ausgewählte Texte erneut veröffentlicht und aktualisiert werden.
Archiv-Rückkehr „unrealistisch“
In den neu veröffentlichten Texten sollen dann nicht nur Meinung und Werbung nachvollziehbar gekennzeichnet, sondern auch Hinweise auf Interessenkonflikte und etwaige Finanzierungen berücksichtigt werden.
Bis die ersten “Archivperlen” erneut veröffentlicht werden, bleibt das Telepolis-Archiv jedoch in Gänze offline. Die Redaktion betont zwar, dass die Maßnahme kein Misstrauensvotum gegenüber den früheren Autoren darstelle, vermittelt durch ihr Handeln jedoch leider genau diesen Eindruck und irritiert mit der gewählten Holzhammer-Methode, die viele Links im Netz nun über Nacht ins Leere laufen lassen wird.
Nach seinem kapitalen Patzer unter Zeitdruck in der Partie am Sonntag, der Gukesh zur Führung verholfen hatte, startete Ding unter Zugzwang in die zwölfte Partie. Erneut dachte der Chinese zu Beginn deutlich länger über seine Züge nach, was dem gut vorbereitet wirkenden und zügiger agierenden Gukesh wie so oft einen Zeitvorteil verschaffte.
Gukeshs folgenschwerer Fehler
Ding erspielte sich anschließend aber einen leichten Stellungsvorteil und setzte seinen Kontrahenten zunehmend unter Druck. Nach einem folgenschweren Fehler des Inders im Mittelspiel ließ sich Ding seine Chance nicht mehr nehmen und holte den zweiten Sieg im laufenden Duell.
Shirin Sohani und Hossein Molayemi haben sich mit dem Kurzfilm „In the Shadow of the Cypress“ über Film-Festivals gleich vierfach für eine Nominierung bei den Oscars qualifiziert. Weshalb das so ist, wird einem beim Anblick des 19-Minüters relativ schnell klar. Die kunstvolle Inszenierung weiß eine ernste und emotionale Geschichte zu erzählen. Das ist wahre Kurzfilmkunst!
A captain suffering from PTSD lives with his daughter and struggles with a harsh life. One day, something unexpected happens. It can be either more trouble or a blessing in disguise.
Marina Weisband ist heute eine der Vordenker:innen unserer Demokratie. In diesem aktuellen Video erklärt sie, warum Medienkompetenz, also Bildung, unsere Demokratie nicht retten wird. Weil es handfeste Interessen gibt, die dem entgegen wirken. Und weil unsere kapitalistische Aufmerksamkeitsökonomie eine gigantische Industrie darstellt, die aber nur den Interessen Einzelner dient statt der Gesellschaft. Und genau das müssen wir ändern. Aber seht selbst.
Bei der Schach-WM haben beide Spieler mehrfach Gewinnchancen verpasst, Engines zeigen dies gnadenlos auf. Doch Menschen spielen anders als Maschinen. (Schach, Spiele)